Thorsten hat geschrieben:
Bei der Einschätzung der indischen Informatiker bin ich nicht so ganz bei dir. Vielleicht triffst du gerade den Teil der Inder, die es aus ihrem Land herausgezogen hat, weil sie sich von der großen Masse abheben. Oder man setzt Euphorie mit Erfolg gleich ("... stets engagiert"). Wenn man sie mit den richtigen Aufgaben betraut, schaffen sie für 10 € mehr als die deutschen Kollegen (nämlich eine ganze Stunde statt 6 Minuten) und darin auch eine größere Arbeitsmenge, aber die Erfahrungen aus unserem Kundenumfeld mit der Auslagerung komplexerer Sachen sieht anders aus. Wenn man was wirklich und funktionierend brauchte, hat man alle Tricks angewandt, damit das hier gemacht werden konnte und nicht nach Indien ging. Mitdenken, hinterfragen, den Hintergrund verstehen gehörte nicht zu ihren Stärken. Für einen Preis irgendwo zwischen den 10 und den 100 € greift man lieber auf Nearshoring statt Offshoring zurück.
In dem Fall waren es indische Ingenieure, die hier arbeiten. Ich weiß aber, was du meinst. Ich habe vor ein paar Jahren mit Indern gearbeitet, die in Indien waren. Das war z.T. sehr mühsam. Es gibt kulturelle Unterschiede:
(Ich verallgemeinere mal ein wenig...)
Der Deutsche ist taskorientiert und gewöhnt individuell zu arbeiten, der Inder kontext- und gruppenorientiert.
Ich gebe einem Deutschen die Arbeit A mit der Bitte, sie bis Freitag zu erledigen. Freitags frage ich nach und er zeigt mir, was er alles erledigt hat. Auch wenn die Arbeit nicht klar beschrieben ist, macht er etwas. Ob das das richtige ist, sei mal dahingestellt.
Ich gebe die gleiche Arbeit A einem Inder und frage freitags nach. Es kann durchaus sein, dass er überhaupt nichts gemacht hat. Nicht weil er faul ist, sondern er wissen will, warum gerade er in dem Team das macht und wohin genau die Arbeit führt. Für ihn ist es fremd, dass du ihm das nicht erklärst. Und nun sind wir nämlich genau bei dem Problem, dass du oben beschrieben hattest.
Eigentlich ging es mir aber um etwas anderes:
Ich habe studierte Kollegen, die sind nicht mal halb so alt wie ich. Oft reden sie vom gesunden Essen, vom Fitnessstudio, dass sie mit dem Rad zur Arbeit fahren. Arbeit ist halt eben auch irgend so ein Teilbereich in ihrem Leben.
Bei ausländischen Kollegen spüre ich oft eine andere Motivation. Meist kommen sie, um etwas zu erreichen, viel Geld zu verdienen (manche schicken Geld nach Hause), zu zeigen dass sie es schaffen können. Technik/Informatik ist für sie ein Sprungbrett, um das zu verwirklichen. Entsprechend gehen sie schneller und direkter Dinge an.
Lesenwert dazu ist das Büchlein "The Culture Map"