Anja hat geschrieben:
meggele hat geschrieben:
Alex hat geschrieben:
Aber verstehe ich das Grauen nur zu gut wenn man medizinisch nicht vorbelastet ist...
Ich finde, das ist einfach nur völlig fehl am Platz. Insofern geht's mir nicht um die Beschreibung an sich, da hätte ich mit dem Stil kein Problem.
Ich bin medizinisch vorbelastet. Das war jedoch für mich keine medizinische Beschreibung, was denn bei irgendwelchen Todesarten passiert, sondern es geht hier doch immer noch um einen konkreten Menschen - egal welche Hintergründe es dazu gibt und völlig unabhängig von irgendeiner Todesstrafen und Gerechtigkeitsdiskussion.
Sachlich und nüchtern an einen "medizinischen Fall" heranzugehen heißt ja nicht alle Grausamkeiten ohne Herz zu sehen. Ich meine damit jetzt explizit nicht Dich, dazu weiß ich auch zu wenig von Deiner Art in der Praxis umzugehen, aber ich hatte so meine Erfahrungen mit Jungmedizinern, die keine Menschen mehr gesehen haben, sondern nur Sachen, die man halt abgehandelt hat.
Anja
Ich hoffe ich kann dich beruhigen. Ich gehe nicht an alle Fälle ohne Herz ran und sehe immer alles nüchtern. Dann wäre ich eine Maschine und in der Medizin im falschen Berufsfeld.
Aber ich habe mich selbst schon in Situationen erlebt wo ich (währenddessen, und zwar nur währenddessen und nicht hinterher) "gefühlslos" war. Und in diesen Situationen war es richtig so!
Als Beispiel möchte ich dir eine Reanimation eines knapp 40 Jährigen Familienvaters nennen. Besagter Einsatz fand am 2. Weihnachtsfeiertag 20XX statt. Die ganze Familie war anwesend.... Jeder kann sich ausmalen was für eine besch.. Situation das sowohl für die familie als auch für den Rettungsdienst war.. Aber in dieser situation "darf" ich nicht darüber nachdenken was wäre wenn das mein Vater, meine Verwandtschaft, mein bester Freund usw wäre, denn das hilft dem Patienten in dieser situation nicht!
Das grausame und fast schon perverse in der Situation war, das jemehr ich mitgelitten hätte umso weniger hätte das dem Patienten gebracht! Wenn ich mich da emotional verwickeln lasse, dann kann ich nicht mehr mit der Konzentration und Professionalität meinen Job machen wie es eigentlich sein sollte. Das mir das hinterher auch an die Nieren gegangen ist bzw dass ich mich umso mehr gefreut habe als der Patient 8 Wochen später wieder selbstständig laufend aus der Klinik entlassen wurde ist ne ganz andere Geschichte...
Aber es gibt viele Situationen in der man in der Medizin einfach funktionieren muss, weil man sonst dem Patienten nicht helfen kann!
Das soll aber nicht heißen, dass man als Arzt kein Herz haben soll!