Klugschnacker hat geschrieben:
Jetzt müssen wir einen Schritt weiter gehen und zusehen, wir wir diesen Wohlstand und die Arbeitsbelastung gerecht und sinnvoll verteilen.
Entscheidend ist in dem Satz für mich die Aussage "die Arbeitsbelastung gerecht und sinnvoll verteilen". Denn den Wohlstand zu verteilen das wird nicht funktionieren.
Alle Modelle zum Thema Grundeinkommen (ja, drullse hat Hausaufgaben gemacht) gehen davon aus, dass verteilt wird. Die die haben geben denen, die nicht haben. Sehr schön soweit, nur wird dies NIE eintreten.
Die Idee, die Staatseinnahmen über die Mehrwertsteuer zu finanzieren und Arbeit nicht zu besteuern ist zwar nett, doch was wird passieren? Man argumentiert damit, dass die Schwarzarbeit beseitigt wäre - dafür blüht dann halt der Schwarzhandel. Wer am Staat vorbei agieren will, wird das tun. Wer die Möglichkeit hat, im dann deutlich preiswerteren Ausland einzukaufen (die Utopie, dass gleich sämtliche Anrainer mitmachen lassen wir mal außen vor), wird dies tun. Und schon geht dem System wieder Geld verloren.
Doch es scheitert ja schon an der Einführung eines solchen Systems. Diejenigen die dies initiieren könnten, wären jene, die bei Einführung ne Menge abgeben müssten (egal über welche Verteilungsschiene). Doch warum sollten sie? Ein fiktives Gespräch:
Reporter: "Glauben Sie nicht, dass ein solches System diverse soziale Missstände beseitigen könnte?"
Sehr-gut-Verdiener: "Könnte schon sein. Aber dies würde bedeuten, dass ich einen Großteil meines hart erarbeiteten Geldes abgeben müsste und dazu bin ich nicht bereit!"
Reporter: "Aber denken Sie doch mal an Zustände wie in Brasilien, Argentinien oder anderen Staaten, in denen die Schere zwischen Arm und Reich extrem aufgegangen ist!"
Sehr-gut-Verdiener (in Gedanken bei den gut abgeschirmten Anlagen der Reichen in Rio): "Ja eben..."
Irgendwo wurde hier schonmal angesprochen, dass es zu deutlichen sozialen Spannungen kommen würde, ginge es so weiter. So what. Diejenigen die haben, werden ihre Pfründe schon zu verteidigen wissen. Der Rest ist und bleibt am A****.
IMHO liefe es nur über eine gerechtere Verteilung der Arbeit. Wir sassen am letzten Dienstag wie üblich nach Dienstschluß beim THW-Bierchen, als uns einer der Helfer erklärte, dass sein Chef ihn verwarnt hätte, er solle gefälligst mehr Engagement zeigen, er sei doch etwas faul. Derzeitige Arbeitszeit 60-70 Stunden die Woche, die Hälfte mit Reisetätigkeit.
Ein weiterer Kollege, der sich schon wie ein Schnitzel auf die Jugendfahrt dieses Wochenende und die gemeinsame Vernichtung mehrerer Bierkästen mit mir gefreut hatte, teilte mir mit, dass er leider nicht mitkommen kann. "Muss ackern!" Arbeitszeit seit einem Jahr ca. 60-70 Stunden.
Das reine Durchrechnen am Tisch ließ lockere 3 zusätzliche Arbeitsplätze erkennen. Indes - es wird sie nicht geben. So wenig ich das eigentlich mag, aber IMHO ist nur der Staat durch rigorose Auflagen in der Lage, dies zu ändern. Aber solange unsere Staatsdiener fleißig die Hand aufhalten bei denen, die für diese Misere verantwortlich sind, wird da nix passieren.
Dazu muss man sich mal die Grundidee des Grundeinkommens vor Augen halten:
"Ein Grundeinkommen ist ein
- allen Menschen individuell zustehendes und garantiertes,
- in existenzsichernder Höhe (Armut verhindernd, gesellschaftliche Teilnahme ermöglichend),
- ohne Bedürftigkeitsprüfung (Einkommens-/Vermögensprüfung),
- ohne Arbeitszwang und -verpflichtung bzw. Tätigkeitszwang und -verpflichtung
vom Staat ausgezahltes Grund-Einkommen. Weitere Einkommen sind anrechnungsfrei möglich. Alle genannten Kriterien kennzeichnen das Grundeinkommen als ein bedingungsloses. Es gibt schlicht und ergreifend keine Bedingung für den Bezug des Grundeinkommens. Dadurch unterscheidet sich ein Grundeinkommen von einer Grund- oder Mindestsicherung.
Ein Grundeinkommen ist kein sozialpolitisches Projekt, welches versucht, Marktdefekte zu reparieren. Es ist ein Projekt für mehr Freiheit, Demokratie und Menschenwürde. Es weist über die bestehende Gesellschaft hinaus."
Diese Definition ist ausreichend, um zu erkennen, dass es entweder nur für ALLE Länder dieser Erde funktioniert oder gar nicht. Was würde wohl passieren, wenn ein einzelnes Land so etwas einführt...?
Kurzum: für ein Modell "bedinungsloses Grundeinkommen" sehe ich derzeit keinerlei Chance. Und auch innerhalb meiner Lebensspanne nicht.