Doppelpost:
Aus dem Schmerz geschwommen
Die Vorbereitung lief verdächtig gut, Bestzeit auf den 3,8(1.11.Std.), super Wetter, ausgeruht, überschaubares Feld und tolle Orientierung, was sollte schief gehen?
Ich meinte vorher noch zum Spaß zu Judith, bestimmt schaffe ich es auch in Köln mich zu verschwimmen
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Beim Start lag entgegen der Ankündigung keine Zeitmessmatte, seltsam, aber seisdrum. Noch kurioser folgen alle dem Herdentrieb und sammeln sich in der Mitte bei den Schwimmläufern statt wie vorgesehen auf der Randbahn.
Alleine hatte ich auch keine Lust, also ins Getümmel, läuft ganz ordentlich, ich kann mich kaum bremsen. Bei der Wende dirigiert mich ein Paddler zu der falschen roten Boje. Statt quer wie wohl viele reine Schwimmer muss ich deswegen bei den Schwimmläufern wenden und komme erst dannach mit großem Umweg zur Randbahn.
22.xx auf der Uhr nach 1000m deuten auf 3 Minuten Umweg. Egal, der Tag wird noch lang, weiter. Doch wo? Manche schwimmen links nebem dem Seil manche rechts. Ich folge einfach der Masse, doch wo ist die nächste Wende? Langsam wird ein immer wieder kehrender Alptraum wahr. Ich bin in einem Rennen und kenne nicht den Weg. Die Lust sinkt merklich, ich verkrampfe endgültig. Bald kommen uns einzelne entgegen, Kollissionen, Chaos
. Wie bei zwei Schafböcken rammt mich einer am Kopf, nachdem mein Vordermann noch ausweichen konnte. Jetzt reicht es mir. Ich kraule sofort entfernter vom Trennseil, muss so allerdings immer wieder nach dem Weg schauen und schaffe es doch kaum gerade zu schwimmen, wie in Roth halt .
Nach 4 km bin ich alle, meine Schultern und Rotaren schmerzen schon viel zu arg. Ich höre jetzt auf, macht einfach keinen Sinn heute. Rennentes These fällt mir ein: es gibt grandiose Tage und es gibt Tage zum später davon Geschichten erzählen
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Herzblatt wartet, Judith und Godi kamen extra, die Bonus-Km für mein Team. Leise füllen salzige Tränen den sonst klaren Fühlinger See. Wie würde sich die liebe bunte Mentalitätsmonstersocke aus diesem Sumpf ziehen? Hat Su über ihre 7mal 24 Stunden Woche geklagt?
Doch weiter? Weiter! Jeder Armzug schmerzt. Ich versuche den Winkel zu ändern, die Anstellung der Hand. Nichts hilft wirklich. Noch 8 km, unvorstellbar lang
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Nach 6 km wird es leer und auf einmal schwimmen die verbleibenen geordnet rechts vom Seil. Die 8 passiere ich zum dritten Mal in genau 2.59.xx Std. nur heute um Welten geplätteter
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Ab jetzt ist es für mich im Neo Neuland und kein Erfreuliches. Hatte ich anfangs noch den einen oder anderen 6er überholt, bin ich mittlerweile völlig allein und vermutlich letzter. Mittlerweile schmerzt auch noch mein rechtes Handgelenk von der Uhr, ich verliere das Gefühl in den Armen. Von der Trance die Godi erwähnte bin ich weit entfernt, ich habe eher Einbildungen, dass rechts im Wasser sich eine Wand befindet. Ich kann nicht mehr, an Land würde ich schon lange gehen, aber im Wasser? ***zensiert***Letzte Runde, zwischendurch erhofft, doch selbst das nahede Ziel ist so ewig weit weg, die sonst sanfte Strömung bei der Brückenquerung ein reißender Fluss. Von hinten nähert sich das DLRG-Rettungsboot, meine persönliche Begleitung. Ich denke an Hawaii, an die Armen, die sich mühen und mühen den Cut zu schaffen, aber doch nicht wirklich voran kommen. Ich kann schon lange keinen Druck mehr aufbauen, meine Rotatoren sind am Limit, nicht mehr lange dann kann ich den ersten Arm gar nicht mehr benutzen. Einarmig? Beinschlag? ***zensiert ***
Letzter Dank an die Helfer und meine verfrühte Begleitung(kanpp eine halbe Stunde nach mir kam tatsächlich noch einer ins Ziel)
Das Ufer, der Ausstieg, Herzblatt und Judith warten, Helfer packen mich, meine Beine versagen trotz zuvor noch einmal intensivierten Beinschlag. Die Treppe ohne Hilfe unüberwindbar. Oben schwanke ich ins Ziel, völlig platt und ende, Herzblatt und Judith fangen mich auf, meine Beine zittern völlig unkontrolliert wie Espenlaub, aber heute war es doch noch nicht der Tag das erste meiner über 80 Rennen aufzugeben, nicht mit der MS, die nur auf solche Schwächen lauert
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Zweitrangige 4.43 Std. aus Schmerz geschwommen und doch aus dem Neo raus wieder mit sonnigen Gedanken und Freude auf den Kuchen
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