innez hat geschrieben:
Vielen Dank
. aber alles, was über einen normalen Tag hinausgeht, kommt für mich nicht in Frage.
Doppelpost:
Herzblatt ist mutig. Sie ist nicht nur zu einer geführten Alpenüberquerung aufgebrochen, sie wagt ihre Schutzbefohlenen eine Woche allein zu lassen.
Es gibt zwar daheim etliches Heikles anzupacken, deswegen konnte ich nicht, wie ursprünglich geplant, zumindest vor Ort in Oberstdorf relaxen und Daumen drücken, aber zumindest das bisschen Haushalt ist doch kein Problem.
https://www.youtube.com/watch?v=NoZ050vCa8cIm Kühlschrank war noch Salat, frisch geputzt und gewaschen vom Feld, wie immer, lediglich Zwiebeln fehlten.
Können wir auch allein. Das Nötigste geholt: scharfes Messer, Schneidbrett, Erste Hilfe Koffer, Handy, Notrufnummer daneben. Keine 10 Minuten später ist die Zwiebel zerkleinert. Ok, etwas kurios ist schon, dass die Würfelchen außen braun sind. Bei Herzblatt sind sie immer weiß, aber wir sind ja keine Rassisten, rein in die Salatsauce. Sie knacken und knirschen ziemlich stark beim Kauen, gute Ballaststoffe für die Verdauung.
Tag 2 Allein zu Haus
Über Nacht haben sich wohl die physikalischen Gesetze geändert, die Sachen liegen noch genau dort, wo wir sie gestern fallen ließen, war in der Vergangenheit nicht so, seltsam. Heute gibt es schmackhaftes italienisches Essen. Ich verstehe nicht, warum Herzblatt sonst so lange in der Küche braucht. Ein Mann ist viel schneller. Moment, ich muss Schluss machen. Es hat gerade geklingelt. Der Pizzabote dürfte da sein.
Tag 3 Allein zu Haus
Es hat geschneit, mitten in der Wohnung. Anders kann ich mir nicht erklären, warum auf einmal lauter weiße Flocken auf dem Boden oder sonst wo liegen. Schwerwiegender ist, dass kein Brot mehr da ist. Wo kommt das denn her? Ich habe den Thermomix in Verdacht und spreche vor ihm laut und deutlich: Alexa, Brot backen.
Tag 4 Allein zu Haus
Nutella schmeckt zur Not auch mal pur, allein jetzt sind Teller und Besteck ausgegangen. Sind die Heinzelmännchen ausgestorben, durften sie nicht einreisen? Herzblatt murmelte doch irgendwas von Geschirr waschen, womit?
Wir suchen intensiv und werden im Keller fündig: Waschmaschine. Natürlich typisch Frau, so unpraktisch, zu weit entfernt vom Entstehungsort Wohnzimmercouch.
Egal, sie wird beladen und nach dem Drücken einiger Knöpfe(als hochqualifizierter Mann(Doppelbetonung) braucht man ja keine Gebrauchsanweisung)fängt sie an zu rotieren.
Tag 5 Allein zu Haus
In der Zeitung steht leider nicht, wo der nächste Polterabend stattfindet. Ich hole die Schaufel und sorge für Entzücken bei künftigen Ausgrabungen in unserem Garten. Viel Spaß beim Zusammensetzen. Google spuckt bei der Eingabe „Hilfe“ 365.000.000 Ergebnisse aus.
Tag 6 Allein zu Haus
Es wird immer schwieriger, an den Kleiderbergen vorbei zu gelangen. Da hilft wohl nur noch die Schaufel. Zum Glück sind meine Muskeln mittlerweile gut daran gewöhnt, eine zarte Frau wäre jetzt bestimmt hilflos.
Nutella ist jetzt auch alle, aber wir haben eine Dose Raviolli entdeckt. Kalt schmeckt sie wohl nicht so gut, also stellen wir sie auf den Herd und drehen voll auf. Jetzt haben wir Zeit den Dosenöffner zu suchen.
Tag 7 Allein zu Haus
Moderne Kunst als neues Tapetenmuster in der Küche ist doch nicht schlecht. Passend sind die Fenster inzwischen natürlich abgedunkelt. Da war doch was mit „Blumen gießen“. Mit der Schaufel transportiere ich sie in den Garten, „back to the nature“, wieder Zeit gespart, Regen kommt bestimmt.
Tag 8 Gemeinsam zu Haus
Der erste Satz von Herzblatt lautet: Du weißt, dass du einen Vogel hast.
Siedenheiß fällt es mir ein, Hansi!! Ich hole die Schaufel.
Wäre ein mögliches Ende gewesen, aber in Wahrheit habe ich keinen Vogel oder besser gesagt, zumindest keinen lebenden oder noch besser gesagt, keinen außerhalb meines Kopfes
.
Die Märchenversion:
alle sind glücklich und zufrieden: Herzblatt hat erfolgreich die Alpen gemeistert, wir gaben ihr das Gefühl auch zukünftig gebraucht zu werden
, Maler, Handwerker, Pizzaservice und Psychater werden rückblickend von einer goldenen Rekordumsatzeit schwärmen, der Thermomix durfte eine Woche ruhen.
Aber als ich Herzblatt am Bahnhof abholte, war alles zweitrangig: die aktuelle Dreifachbelastung in der Firma, die neuen ebenfalls fordernden Lebensveränderungen, die seit Mittwoch unablässig großflächig glühende allergische Reaktion auf einen Monsterstich
, das zwischendurch immer wieder beängstigende Kopfkino aufgrund mehrerer Stürze bei der Alpenüberquerung in Schnee, Matsch und Regen
.
Mit Herzblatt an meiner Seite können auch sonst schier unüberwindbare Herausforderungen gemeistert werden, sei es im Sport oder Alltag
.
Bei einem unserer ersten Dates überraschte ich sie mit einer selbst zubereiteten Tomatencremesuppe, knusprigen Croutons, Salat Nicoise sowie Vanilleeis mit Himbeeren.
Vermutlich weckte ich dadurch ihren Beschützerinstinkte , sie blieb
.