Taunusschnecke hat geschrieben:
Mega, das hört sich echt gut an. Ja, freut mich wenn du glücklich sein kannst. Die Natur ist einfach eine richtig gute
Medizin.

Dankeschön

, die Medizin wirkte auch am Samstag
Karwendellauf - Schneckenhaus oder GespensterjagdWettervorhersage kalt bis sehr kalt, gelegentliche starke Niederschläge bis leichter Dauerregen, sonnige Abschnitte selten. Es ist wie verhext, daheim hatten wir meist bestes Wetter, aber kaum dass ich mich aus meiner Wohlfühlzone entfernen möchte, schlägt das Wetter um. DNS ist diesmal allerdings keine Option, da auch Herzblatt mit einer Freundin zumindest die kürzere Strecke mit 35 km und 1.500 HM absolvieren möchte. Komplett wären es 52 km mit rund 2.200 HM.
Mit sehr gemischten Gefühlen fahre ich. Zu viele Ungewissheiten für mich. Selbst bei trockenem Wetter hatte ich schon einen "Schotter-Diver" oder unzählige Stolperer.
Andererseits ist mir klar, dass ich, je öfter ich kneife, ich mich bald gar nicht mehr aus meiner Sicherheitsroutine lösen kann. Und dies hat dann leider unvermeidlich Auswirkungen auf den Alltag. Das Schneckenhaus wird immer kleiner und brüchiger.
Scharnitz. Samstag 6 Uhr. Ich hatte mich für die "warme" Variante entschieden. Meine im Allgäuer-Dauerregen schon erprobte, 20 Jahre lang ungetragene, wasserabweisende Gore-Radhose, meine ebenso alte dauerbewährte relativ wasserdichte rote Regenjacke und komplett neue, bisher ungetragene, GTX-Trail-Laufschuhe.
Noch ist es nur kühl und überraschend trocken. Ich verabschiede mich von Herzblatt und Freundin, beides sehr erfahrene Alpin - Wanderinnen.
Meine Stimmung ist jetzt relativ gelöst. Jetzt zählen nur die Strecke und Ich. Keine sonstigen Sorgen und Dämonen. Irgendwie ein befreiendes Gefühl.
Die ersten 14 km auf guten Wegen trabe ich häufig, marschiere nur an den steileren Stellen. Bald setzt der Regen ein. Immer öfter und heftiger.
Die Kleiderwahl war richtig
Ab KM 15 wird es fast ausnahmslos steil. Ich bleibe heuer bewusst höchstens im GA2-Bereich, auch wenn mich viele überholen. 2024 war ich hier im "dunkelroten" Pulsbereich zu ambitioniert.
Als Startgeschenk erhielten wir einen Faltbecher zum selbstständigen Wasserfassen an den Verpflegungsstellen, um die vielen Plastikbecher einzusparen. Eigentlich könnte ich aktuell den Becher auch einfach vor mich halten, ausreichend schnell gefüllt wird er von oben
Die Berge, die Landschaft, trotz dunklen Regenwolken und Nebel, sind faszinierend.
Nach einer längeren getrabten Bergabpassage auf schottrigen Wegen geht es vom Ahornboden steil bergauf zur Falkenhütte. Erst schmale, nasse Waldpfade, dann steile, breite Schotterwege, verschlammte Wiesenpfade und eine kurze Felsstelle.
Meine Schuhe sind zum Glück super. Noch dicht und sehr gute Bodenhaftung .
KM 28, die Falkenhütte erreiche ich im Plan nach 5 Stunden. Erfahrungsgemäß sollte ich jetzt aufhören . Nun kommen die Abschnitte, die mich in der Vergangenheit an meine lauftechnischen und mentalen Grenzen brachten.
Sehr holprig, sehr steil bergab, nichts für mein mittlerweile eingeschränktes Gleichgewichtsgefühl.
Im sonstigen Leben kann man sich allerdings auch nicht nur die Rosinen (für mich die Kuchenstücke ) rauspicken. Ohne Dunkel, kein Licht. Ohne Tal, kein Bergblick. Ohne Finish, keine neue Zuversicht
