Ein langer Weg...
vor einem Jahr war ich völlig frustriert, da meine Füsse riesen Blasen hatten und ich in keiner Weise beim "Bergtraining" mithalten konnte.
Vor einer Woche sind wir dann losgezogen zum nächsten "Berg- bzw. Höhentraining". Ich hatte echt Schiss. Zwei Mal hatte ich mir in der Vorbereitung die Bänder am Fussgelenk angerissen, der Trittsicherheitskurs hat zwar sich gelohnt und ich wurde sicherer, aber ich konnte meiner besseren Hälfte immer noch nicht folgen. Das Wetter hat unsere geplante Vorbereitung verunmöglicht, kein Gletscher, keine Hochtour vorab. La Reunion gab mehr Sicherheit und die Gewissheit auch 8 Stunden laufen zu können. Immerhin war mein Rucksack mit Getränk so schwer, wie ich Kilos verloren hatte...da wusste ich zumindest, dass ich das Gewicht tragen kann.
Da ich mir die Woche vorher quasi bei einem Spaziergang auf die Rigi schon wieder Blasen gelaufen habe, kaufte ich mir die von Hanwag empfohlenen Schuhe und konnte die nur kurz einlaufen... glücklicherweise war das die absolut richtige Entscheidung!
Ich war nicht alleine nervös, fast alle Frauen der Gruppe waren unsicher. Wir trafen uns in Gressoney und auch unsere zwei Bergführer kamen dazu. Nette Typen, super fit und sehr sympatisch, in unserem Alter und das wichtigste: sie strahlten Sicherheit aus und wir fassten innert Minuten Vertrauen. Alex und Hannes erorberten uns sozusagne im Sturm.
Der Plan war am ersten Tag in 2 Stufen hoch zu fahren auf 3200 m und dort den Tag zu verbringen und sich ein wenig zu bewegen. Das klang ja noch harmlos. Das Wetter war wechselhaft und wir konnten prima unsere von Paramo gesponserten Bergklamotten testen. Super Sachen, die ethisch produziert werden. Die Wettervorhersage zeigte leider weiterhin keine Stabilität.
Am nächsten Tag ging es dann hoch auf 3200 und von dort auf die Montova Hütte auf 3500. Ich konnte mitgehen, musste nur einmal Hannes bitten voraus zu gehen. Ich tu mich einfach noch schwer einen Weg für mich zu finden. Doch ich hatte schnell heraus gefunden, wem ich hinterher gehen muss, damit ich den Schritt einfach übernehmen kann. Und, ein Wunder, ich war nicht die unsicherste und langsamste. Das gabe Hoffnung.
Nach dem Mittagessen wollten wir noch etwas höher. Das hiess aber über den Gletscher zu gehen. Das erste Mal für fast alle mit Steigeisen. Ich hatte es vermutet... mit den Dingern fühle ich mich so sicher, wie mit Schneeschuhen. Es machte riesen Spass! Das Gehen am Seil mussten wir üben und so stapften wir langsam höher. Die Betonung lag auf "langsam"... wir waren ZU lansam, in dem Tempo würden wir die Campanna Margherita auf keinen Fall erreichen.
Aber erst Mal wieder runter zur Hütte und dort übernachten. Das italienische Militär übte auch dort und so hatten wir auf dem Rückweg schön was zu gucken. Wir hatten ein Stockbett, ca. 190 x 190 zu Dritt und die anderen 3 drüber. Die Nacht war besch... immerhin schnarchte von den 6 Herren keiner. Nur einer atmete laut.
Etwas zerknautsch kamen wir für Hüttenverhältnisse recht spät zum Frühstück. Die Wettervorhersage wurde schlechter. Heute wollten wir versuchen 4001hm zu erreichen, wenn es geht noch ein paar mehr bis auf den Gipfel dem Balmenhorn. Einer unserer Mitstreiter blieb bei der Hütte und wir stiegen auf. Tatsächlich konnten wir die angepeilten 300 hm pro Stunde gehen. Es lief gut, dass Wetter spielte noch mit und wir genossen diese faszienierende Landschaft. Trotz unserer Unerfahrenheit stellten wir uns gar nicht so blöd an. Die Bergführer waren zu frieden. Mal steiler mal flacher, sie zeigten wie man es geht. Unsere Pickel blieben am Rucksack. Wir durften mit Stöcken gehen. Das war einfacher für uns.
So ging es Schritt für Schritt hoch.
An den Knackärschen in Tarnanzügen vorbei und weiter in ein steiles Stück. Da musste ich dann mal kurzerhand einen kurzen Stopp fordern und mal kurz den Puls etwas runter bringen. Die anderen waren nicht böse ;-) und Alex lachte laut. 3996 hm... sozusagen fast eine Punktlandung. Wir gingen dann hoch bis zur nächsten geraderen Fläche und erreichten 4048 hm.
Hier trafen sich beide Gruppen und die einen wollten noch höher gehen, wir diskutierten kurz und beschlossen dann aber ab zu steigen. Nebel zog auf.
Es ging sehr schnell, dass man kaum noch was sah. Sehr beeindruckend. Ab dort wechselte das Wetter gefühlt jede 5 min. Mal gut, mal null Sicht. Trotzdem kamen wir sicher und gut gelaunt auf der Hütte wieder an.
Die Wettervorhersage sagte für den nächsten Tag eine ähnliche Situation voraus und dann sollte in der Nacht der Niederschlag kommen. Hiess...es sollte ca. 30 cm Neuschnee geben. Somit war der Weg zur Campanna vielleicht noch machbar, aber runter kämen wir nicht. Zumindest nicht in dieser unerfahrenen Gruppe. Das Risiko war zu hoch und wir beschlossen am nächsten Tag ab zu steigen und noch einen Gletscherschnupperkurs zu machen.
Schade eigentlich, aber wir mussten uns eingestehen, dass wir die weiteren 500 hm und vor allem die lange Strecke dort hin, vermutlich gar nicht geschafft hätten. Mindestens unsere Seilschaft hätte vermutlich umdrehen müssen. Meine bessere Hälfte und ich hatten eh schon besprochen, dass wir uns das nicht antun wollten.
Am nächsten Tag ging es also wieder abwärts, ein kleines Stück mit gefrorenem Schnee mussten wir gesichert überwinden und ich kam an meine Grenze. Ein Freund ging dann hinter mich und sagte mir, wo ich rückwärts hin treten muss und dass ich voll die Sohlen belasten sollte. Siehe da, der Schuh hielt. Nun ging es. Kurz durchschnaufen, die Knie zitterten nicht, also weiter. Dann wieder Steigeisen und ab auf dem Gletscher.
Hier verbrachten wir den ganzen Tag und übten gehen, sichern, rutschen und das Stoppen dazu und seilten uns in eine kleine Gletscherspalte ab und zogen uns wieder raus. Ein Spielplatz für Grosse sozusagen. Herrlich!
Weniger herrlich zu sehen, wie leichtsinnig einige über den Gletscher gingen. Klar waren die Wege gut zu sehen, aber mit schlechten Schuhen und ohne Sicherung... die Bergführer schüttelten nur den Kopf.
Auf dem Rückweg noch in der Mittelstation aussteigen und schön Kaffee&Kuchen
in der Sonne geniessen. Hannes scheuchte die gemütliche Runde dann auf, wir müssten jetzt gehen. Naja, wenn er meint... herrliches Wetter, warum macht der so ne Hektik. Naja, weil, kaum waren wir unten, das Gewitter kam. Ein sehr guter Wetterfrosch!
Am nächsten Tag sind wir dem schlechten Wetter dann davon gefahren in Richtung National Park Grand Paradiso. Steinböcke gucken! Wir sahen eine Herde mit mind 100 Tieren. Klasse.
Unten stürmten wir erst Mal über die Fläche. Naja, kommt davon wenn man rumtrödelt und dann ne Stunde aufholen muss. Gescherzt war schnell, dass wir die halt einfach aufholen... Die erste Stunde waren die schnellen mit einem Schritt von fast 600 hm unterwegs, anfangs wir auch und mussten dann aber bremsen. Immerhin schaften wir 350 hm. Kommt davon, wenn ein Bergführer scherzt, dass der andere voraus doch mal ein wenig die Leute fordern soll. Es wurde also zum Wettrennen. Machte Spass, war enorm anstrengend und toll zu sehen, wie schnell es eigentlich gehen könnte. Nun wissen wir, was zu üben ist. In Südamerika seien die Wege einfacher zu gehen, nur die Höhe sei das Problem... Schade, dass die beiden Bergführer nicht mit nach Bolivien/Chile können. Die würden ja voll passen!
Aber für uns geht das Training nun weiter. Noch gute 6 Monate bis zur Abreise!