ulmerandy hat geschrieben:
:applaus

Grandiose Leistung Matthias !!
Es hat Spaß gemacht Dich durch den Tag zu begleiten
Und ich hätte gerne Deinen Willen und Sturkopf für solche Tage
Bilder kommen noch !!!
Viele Grüße
Andy
Nochmals ganz lieben Dank für die super Unterstützung
Doppelpost:
Ich darf.
Eine Langdistanz ist irgendwie immer eine Grenzerfahrung, die zehnte bei 10 Versuchen in 10 Jahren auch alles andere als ein Selbstläufer, ein DNF teils verlockend, teils drohend.
Ich bin in einem Alter wo immer etwas zwickt oder zwackt

, also entschied ich mich unter dem Motto „Ich darf, nicht ich muss“ erst am Samstag tatsächlich für einen Start bei der Challenge Roth.
Das Einchecken klappt ohne jede Wartezeit, wir treffen noch den nordischen Leuchtturm Chris (langsam wird mein Personengedächtnis ab und zu peinlich, vor dem Name fiel mir Superschwimmer, "toter Mann Wasserlage kann jeder" Beweis in Sifi und vieles anderes ein

).
Am Sonntag sind wir wieder gewohnt früh am Start, für den tropfnassen Helm und Fahrrad hatte ich ein wohlweislich ein Handtuch dabei.
Sehr gefreut habe ich mich über das Treffen von Andy, Hanse mit Herzblatt sowie Anja und endlich hat es geklappt Drullse

.
Das Kraulen(1.27 Std.) verläuft so locker wie noch nie, aber schon hier nagen urplötzlich Zweifel an mir. „Es wird so furchtbar lang, heiß, für was? Die anderen sind schneller, schwimm doch an den Rand, hör auf!“
Wäre es nicht vernünftig es sein zu lassen?

Ich denke an Herzblatt, meine Familie, Freunde an der Strecke, die mich anfeuern wollen, aber auch an viele, die daheim mit fiebern. Nein, so einfach will ich das Hoffen nicht aufgeben

.
Beim Radeln ist es anfangs sehr windig, aber auch relativ kühl. Ich komme erstaunlich gut voran, trete mit schweren Gängen, überhole öfters als gewohnt. Am Kalvarienberg hatte ich noch nie in beiden Runden Rückenwind . Trotz gewisser Zurückhaltung sind 6.07 Std. für mich mit MS neuer Rekord und vorallem auch zwischendurch erstaunlich viel Spaß

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Beim Laufen droht mir allerdings jetzt ungewollt ein DNF oder zumindest ein ewig langer Wandertag. Schwül warme Hitze ist für meine MS sinnbildlich der Mann mit dem Hammer .
Ich kann kaum noch etwas Lauwarmes trinken, habe trotzdem Durst, zu wenig Energie, ich verglühe

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Ich rette mich von einer lieben, mal persönlichen, mal unbekannten, aber oft enthusiatischen Anfeuerung zur nächsten, sauge allein dadurch neue Energie, überschütte mich mit kaltem Wasser, murmele „Ich darf leiden“, werde bei den klasse Stimmungsnestern sentimental „Ich darf meinen Traum leben“, rufe Hanse bei KM 20 noch zu“ demnächst walke ich“, da kühlt es ab, es tröpfelt, ich kann ein Gel verspeisen, der Zucker wirkt. Die Beine sind platt, jeder Schritt schmerzt, alles krampft, aber der Kreislauf ist intakt, der Wille da

.
Am Mount Büchenbach kurz walkend, sehe ich Felix Walchshöfer und Carolinchen, erwache, trabe weiter, freue mich auf jedes Treffen mit Anja, das Ziel naht.
Bei KM 41 Seitenstechen, nein, ich will ins Ziel laufen, schimpfe lautstark, hole tief Luft, lasse den Frust raus, trabe weiter, Stechen weg, ins Ziel, 12.31 Std. geschafft

.
Ganz, ganz herzlichen Dank für die zahlreiche genannte, aber auch ungenannte Unterstützung vor Ort, daheim, in Spanien oder virtuell

. Ohne sie hätte ich mein achtes Finish in Roth, davon 5 mit MS nicht erreicht.
„Ich träume. Ich darf. Ich bin“.