Doppelpost:
Warum?
Dass ich mich gedanklich von der Challenge Roth verabschieden sollte, wurde mir gerade in den letzten Tagen nochmals klar. Aber dies ist nicht die Antwort auf die Frage.
Warum liege ich rund 180 Km von daheim entfernt in einem bequemen Bett, schaue auf einem riesigen Flach-TV Sky Bundesliga, warte einerseits auf das Verrinnen der Stunden, andererseits will ich die Momente der Ruhe festhalten, nicht gehen lassen. Ich habe gehörigen Respekt vor dem nächsten Tag. Eigentlich ist ein Marathon nichts wirklich Neues, die Begleitumstände schon

.
Vor 4,5 Wochen ließ ich mich von tandem65 mit dem Gedanke infizieren, kurzfristig Frankfurt zu laufen. Genau 10 Tage lief das Training super, um 22 Uhr, 2 Stunden vor der nächsten Preiserhöhung meldete ich mich nach langen hin und her an, nur um es sofort wieder zu bereuen. Nicht nur dass mein Körper darauf sofort verschnupft reagierte, viel schlimmer muckten meine Achillessehnen

, Sportpause und innerliche Abmeldung. Aber nicht mehr unter Druck glimmert ganz leicht eine unverbindliche Hoffnung. Genau dies bewährte sich schon in (und hoffentlich für

) Roth.
Der erste Lauf endete noch in einem Heimschleich-Debakel, lediglich ein Trainingszehner knapp unter 50min zwei Wochen später klappte.
Warum tue ich es mir dann an?
Frankfurt 2016 ist für mich ein klein bisschen Symbol nicht aufzugeben, auch wenn es mal nicht so toll läuft. Fast immer ging für mich in der Hessenmetropole etwas schief, beim letzten Mal 2008 sogar richtig granatenmäßig mit anschließenden 5 Tagen Siechtum und finaler Harry Potter Narbe

, eventuell bereits ein krasses Zeichen meiner MS, damals noch unbekannt.
Ich sehe meine MS zwar nicht in erster Linie als Gegnerin, ich akzeptiere sie als Partnerin, aber eben gleichberechtigt, nicht mich untergeordnet .
Also Laufen weiterhin ausgesetzt, geschont, Wetter verbessert, Sehnen beruhigt, Schnupfen und sonstige Lebensabschnittskrankheiten verziehen sich. Am Tag zuvor fällt die Entscheidung, ich wage es doch
Am Rennmorgen trabe ich vom Hotel ca. 1 Kilometer zum Start. War schon die Anmeldung eine Schnapsidee, gipfelte sich die Dämlichkeit in der Übernahme meiner letzten Frankfurter Endzeit. Trotz des damaligen 20 Minuten Einbruch war es angesichts der letzten Wochen viel zu weit vorne

.
Da nützte auch das Einordnen als letzter in meinem Startblock nichts mehr, ich wurde später oft überholt.
Ich lief stur zurückhaltend einen 5.40 min/km Schnitt, verlor aufgrund der vollen Strecke allerdings immer wieder zusätzlich einige Sekunden, so dass ich den Halbmarathon in 2.00.20 Std. absolvierte.
Ein Läufer meinte einmal, wohl aufgrund des lauten Aufpatschen mit meinem rechten Fuß: armer Schuh

.
Richtig freuen durfte ich mich dafür über gelegentliche Anfeuerungen, da ich mein MS-Shirt trug

. Beißen oder nicht war jetzt die Frage. Eigentlich wäre eine SUB 4 (Std. also nicht die aimsche Version)toll, aber heute war das Ziel schlicht einfach sicher und (relativ) gesund ins Ziel zu kommen, 45

km sind doch lang. Es wurde immer verführerischer auf Langsamere aufzulaufen und hinter ihnen zu bleiben. Doch plötzlich sah ich verstärkt Sportler mit Trikots aus der Heimat, treffe einen begleitenden guten Kumpel, plaudere, sauge Energie auf, beschleunige, genieße kurze euphorische Momente

. Allein das bedingungslos motivierende Zeitziel und die dafür notwendige Risikobereitschaft fehlen mir.
3,2 Km unter 15 min hätte ich zwar früher, ganz, ganz früher

bei Km 39 gepackt, heute bei weitem nicht mehr. Also lasse ich es auslaufen. Die Sehnen halten, die Muskeln zucken schon lange, aber so eine (relativ, ganz relativ)gute Verfassung hätte ich gerne mal in Roth bei Km 39. Eine minimale Endbeschleunigung reicht für 4.04.57 Std.
Doch noch ist nicht Schluss. Mein eigentliches Herzensziel liegt nicht hier in Frankfurt. Ich hätte sogar auf meine Finishermedaille verzichtet, doch es gibt keinen Sonderausgang. Ich muss mich durch die Massen zwängen, schlucke schnell 3 Becher Wasser, schnappe mir einen Umhang, eile weiter zum Hotel, nehme ausnahmsweise den Aufzug, dusche schnell, greife den vorbereitenden Rucksack, eile weiter( bemüht halt

) 1,8 km zum Bahnhof, erreiche 3 Minuten vor der Abfahrt meinen Wunschzug, rund 2,5 Stunden später bin ich bei meinem wirklichen Ziel: glücklich, gesund und zufrieden daheim

. Mein 25-zigster Marathon beim 25-zigsten Start ist Geschichte(9 davon beim Triathlon) für jedes glückliche Ehejahr einer

.
Dass es nicht für den 15sten SUB 4 reichte, ist verschmerzbar. Das wäre diesmal wirklich zu viel des guten gewesen. Danke für die Unterstützung
