So. Wir sind dann auch mal wieder zurück vom Heuberg. War ein klasse Wochenende und ich bin zu 95% mit meiner Leistung zufrieden. Zu den restlichen 5% komm ich später.
Samstag abends sind wir am Heuberg noch etwas zusammengesessen und nach einem Radler sind wir kurz nach 23:00 ins Zelt. Früher hätte ich eh noch nicht schlafen können. Die Nacht war kurz, denn um 01:38 bin ich aufgewacht, weil ich pinkeln musste. Eingeschlafen bin ich danach nicht mehr. Aber egal. Die wichtigste Nacht ist eh die vorletzte. Das weiss man ja. Und das Adrenalin am Wettkampftag treibt eh jegliche Schwäche und Müdigkeit aus dem Körper.
Mein Rad war nicht weit entfernt platziert von drullses Gerät. Ausserdem hab ich noch Pascal aus dem Nachbarforum getroffen, den ich bis dahin persönlich auch noch nicht kannte. Witzigerweise haben wir dann festgestellt, dass dessen Schwimmer unser werter Sportkrapfen hier ist. Der kam auch schon nach sagenhaften 51min oder irgendsowas in der Art aus dem Wasser und Pascal war somit der erste der drei Staffelradler, der auf die Strecke durfte. Nach ca. 53min dürfte chris.fall aus dem Wasser gekommen sein und drullse ging aufs Rad. Ich musste noch weitere 3 oder 4min auf keko warten. Dann ging's auch für mich ab aufs Rad.
Im Vorfeld wusste ich, dass ich die Power für 36 km/h bis mindestens 120km definitiv drauf habe. Was danach kommen würde, konnte ich nicht wirklich gut einschätzen. Ich hab ja in der letzten Zeit viele harte Einheiten gemacht und längere Dinger waren in den 6 Wochen vor Roth fast gar nicht mehr dabei. Drum war ich zumindest etwas skeptisch, ob's reichen würde. Im Grunde hatte ich aber das Gefühl, dass ich es packen würde. Und dann war da ja auch noch die direkte Konkurrenz zu drullse, der in den letzten Wochen netterweise nicht mehr viel trainieren konnte, wollte oder was auch immer. Und da er beim Rothseetriathlon exakt genauso schnell war wie ich, ich jedoch in den letzten Wochen gut trainiert hatte, hab ich gefühlt, dass ich schneller sein kann. Ich hab aber vermieden, das hier genauso hoch zu spielen wie die 5h-Ambitionen. Meine markigen Sprüche und der Sub5-Druck lasteten schon genug auf meinen Schultern........
Ich war voller Adrenalin, so dass der Puls schon beim Stehen am Rad auf 150 war.
Als ich auf dem Rad saß, war ich dann nach ein paarmal Kurbeln sofort auf 190 und ich hatte bei den ersten 30km Mühe, überhaupt unter 180 zu kommen. Es fühlte sich aber gut an und in etwa so, wie ich mir das vorstellte. Also hab ich einfach mal nicht langsamer gemacht. Die erste Runde lief's auch ziemlich gut. Lediglich mit dem Nachfüllen von Flüssigkeit in meinen Profile Design Aero-Doppeltank hatte ich so meine liebe Not. Beim Ansetzen der Flasche in das Aeroteil wurde der Trinkknubbel immer wieder nach oben gedrückt, so dass nix rauslief. Das hat mich aus dem Konzept gebracht. Ich hatte das vorher in noch keinem Wettkampf machen müssen, da ich bisher ja immer nur auf ODs unterwegs war. Ich hab dann zuerst den Schwamm aus der Aerobottle raus. Aber die Weichgummiabdeckung im Deckel mit den Schlitzen war immer noch zuviel Widerstand. Also hab ich die Dinger auch noch raus getan, so dass "freier Zugang" für die Nachfüllflasche war. La_gune hat mich dann nach dem Wettkampf darauf aufmerksam gemacht, dass man einfach nur den Nubbel der Trinkflasche beim Umfüllen mit dem Zeigefinger nach unten drücken muss.............
Am Solarerberg bekam ich dann erste ernstere Probleme, da sich leichte Wadenkrämpfe abzeichneten. Das hab ich aber erst mal recht leicht in den Griff bekommen, indem ich mit vorne angezogenen Füßen (--> Wadendehnung beim Kurbeln) den Berg hoch bin. Am Ende des Solarerberges hab ich dann nen Liter Cola von Wombat gereicht bekommen. Beim Umfüllen hab ich eine echte Meisterleistung vollbracht: Kurz mal nicht aufgepasst und auf die Seite geschaut und die Cola im Aerodrink ist total übergeschäumt und gefühlt ein halber Liter hat sich über mich und mein Rad ergossen. Von da an waren der Lenker und alles weitere am Rad sehr "rutschfest", weil total verpappt.
Am Ende der ersten Runde war ich dann etwas angeschlagen und es fühlte sich ab km 100 nicht mehr ganz so schön an. Aber durch ab und zu leichte und kurze Schonung bei Bergabpassagen und durch vermehrte Zuckerzufuhr hab ich diesen Totpunkt gut überwinden können. Ziemlich am Ende der zweiten Runde, bei km 140 - 160, verdichteten sich die vermeintlichen Anzeichen, dass es nicht ganz für die 5h reichen würde. Ich war ständig bei einem Schnitt von 35,2 bis bestenfalls 35,4 km/h und nach 150 km ist es bekanntlich ja nicht mehr sooo einfach, den Schnitt noch zügig hochzubekommen. Allerdings hab ich mir die Strecke im Vorfeld sehr gut eingeprägt und wusste, dass auf den letzten 35km noch gut was zu retten wäre. Allerdings drohten seit km72 quasi bei jedem ernsteren Anstieg Krämpfe, die ich zum Glück immer unter Kontrolle hatte. Geglaubt hab ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr an die 5 Stunden, sondern hab mir einen knappen 35,5er Schnitt ausgemalt und hab mit dem Druck aufs Pedal schon etwas nachgelassen.
Exakt am Ende der zweiten Runde allerdings kam nochmals eine Situation, die mir half, wirklich das letzte aus mir rauszuholen.
Eigentlich hatte ich während der ganzen zurückliegenden knapp 170km nie ersnthaft daran gedacht, drullse einholen zu wollen. Stattdessen bin ich einfach nur mein Rennen gefahren und ich hab - im Nachhinein betrachtet - die km wie ein Uhrwerk abgespult. Tja, und dann sah ich genau am Ende der Kanalbrücke drullse auf seinem Hobel vor mir. Ich hab keine Zehntel Sekunde darüber nachgedacht, was ich nun machen sollte. Es war einfach nur ein Automatismus, der ablief: Mit aller Kraft in die Pedale, dann zwei Gänge hochgeschaltet und drullse mit extrem hoher Geschwindigkeit genau in der Bergabkurve überholt. Keine Ahnung, wie schnell er gemerkt hat, dass das ich war. Ich wusste: "Der Herr kann sich sehr gut total kaputt fahren, aber ich kann mich noch kaputter fahren". Einige Male hab ich mich noch hektisch umgesehen, aber drullse schien keine Ambitionen zu haben, bzw. war mein Überholmanöver vielleicht tatsächlich so überraschend und plötzlich, dass er gar nicht erst versucht hat, an mir dranzubleiben. Aber egal, ich bin die letzten 10km maximal am Anschlag gefahren, was zu diesem Zeitpunkt einem Puls von 185 - 190 entsprach. Auf diesem letzten Stück hab ich logischerweise nochmals dutzende Einzelstarter überholt, die sich natürlich für's Laufen schon schonten. Dementsprechend bin ich jeweils vorbeigeflogen. Mehrmals drohten auf diesem Abschnitt wieder Krämpfe. Bei km 177 wurde mir beim Blick auf den Tacho bewusst, dass die 5h doch noch drin sein könnten und ehe ich mich versah, war auch schon die Wechselzone da.
Und hier kam die Situation, die mir die 04:59:xx verhagelte:
Ich war dermassen am Limit, dass ich definitiv nicht mehr klar denken konnte. Ich hab den Helfern ca. 5m vor der Timermatte das Rad übergeben und bin instinktiv nach links gerannt in Richtung der Räder der Einzelstarter. Hier bin ich einige Sekunden rumgeirrt, bis ich irgendwie realisiert hatte, dass ich mich nicht da befinde, wo ich mich befinden sollte. Verwirrt hab ich eine vorbeilaufende Helferin gefragt, die mir dann den Weg gewiesen hatte. Etwas blöd finde ich, dass die Damen, die mir das Rad abgenommen hatten, mich nicht daran gehindert haben, in die falsche Richtung zu rennen. Wahrscheinlich waren die schon damit beschäftigt, den nächsten Radler in Empfang zu nehmen. Aber zuschreien hätten sie mir schon mal können, dass ich da grad in eine komplett falsche Richtung renne.
Die ganze Aktion hat mich zunächst nicht wirklich gestört, da die Wechselzeit ja extra erfasst wird und ich mich in Sicherheit wägte, weil die Helferinnen das Rad ja über die Matte zum Abstellplatz geschoben haben, während ich noch ziellos umherirrte. Dummerweise hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr daran gedacht, dass der Transponder wie immer NICHT AM RAD, sondern an meinem Fuss hängt................und ich bin halt erst mindestens 30 - 45sec später über die Matte.
Ich denke man darf mich nun gerechtfertigterweise als den ungefähr dümmsten glaurung bezeichnen, den dieses Forum bisher gesehen hat.
Ich kann schlecht einschätzen, wielange mein Irrweg tatächlich gedauert hat, aber sicher bin ich mir darin, dass das definitiv länger als 21sec war.
Egal, die Strecke war heuer ca. einen Kilometer länger als sonst wegen der Baustelle in Heideck und abzüglich des Wechselzonendesasters war ich definitiv unter 5h. Ziel erreicht.
Nebenbei hab ich laut Ankunftszeit bei mikatiming drullse ab der Kanalbrücke nochmals ca. 40sec aufgebrummt - inlusive meines total versemmelten Wechsels
Das zeigt wohl ganz gut, dass ich mich auf den letzten Kilometern nicht ausgeruht habe.

Zusammengenommen war es für mich ein perfekter Wettkampf. Und es ist exakt genauso gekommen, wie ich immer gesagt habe: Ich kann 5h packen. Dafür muss aber in der Vorbereitung alles aalglatt laufen und im Wettkampf müssen perfekte Bedingungen herrschen. So war es. Ich bin superzufrieden.
Hier noch die Daten von meinem Garmin:
178,5 km (dürften aber ca. 200 - 300m mehr sein, da ich nicht sofort beim Aufsteigen auf Start gedrückt habe)
35,7km/h
1354HM
Durchschniittspuls: von mir nie möglich gehaltene 174 bpm.
