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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 21 Jun 2014 13:39 
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Kurzes Update:

Gestern abend Reis gekocht, heute den Wecker auf 5:30 Uhr und Reis aufgewärmt. Der Reis war so super locker, daß ich ganz stolz war. Allerdings hatte es echt nichts von Frühstück, wenn man um 5:35 mit einem Schüsselchen trockenen Reis und einer Tasse Kaffee auf dem Sofa sitzt und versucht den irgendwie zu essen. Vielleicht hätte ich einen Löffel nehmen sollen, aber dazu war ich nicht wach genug. Selbst mit einem Schuß Wasser und etwas Butter wurde es nicht besser. Und die Butter fand ich um die Uhrzeit total eklig. Um 5:45 Uhr hab ich mich wieder hingelegt, Wecker auf 7:15 Uhr. Dann noch ein Stück Zitronenkuchen gegen 7:45

Los ging es um 8:30 Uhr. Es war heute verdammt zäh. Es war einerseits zu kühl für kurz-kurz, aber total schwül, ich bekam nur schwer Luft, war müde, alles war zäh... Bis so nach 6 km (für Eingeweihte: Nähe Wasserscheide) danach ging es recht gut.

Ich lief komplett ohne Riegel vorher, ohne Gels und Traubenzucker vorher oder zwischendurch.

Danach 1,5 Lebkuchen und ein paar Schlucke Bier. Zu Hause dann Mittagessen mit Apfelstrudel.

Jetzt hab ich leichte Bauchschmerzen, wobei die auch vom Apfelstrudel und der Vanillesoße kommen können. Und ich bin müde. Wobei die Gesamtschlafmenge einfach zu wenig war.

Insgesamt war das Gefühl gut. Jetzt muß ich nur noch den Reis in einen Zustand bringen, daß das irgendwie nach Essen aussieht. Wohl doch mal die Apfelmusvariante.

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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 22 Jun 2014 15:16 
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Basmati mit Apfelmus ist total lecker! Die ersten 3 - 4 km waren wieder unglaublich zäh und fielen definitiv unter Wandertag. Zum Ende der rund 9 km ging es gut, aber ich musste dann aufhören, weil ich am Auto war. Beim Laufen 1 Traubenzucker und ca. 200 ml Cola. Danach erstmal nichts, ca. 30 Min später Mittagessen. Seitdem zickt mein Magen. Mit Lebkuchen/Keksen und alkoholfreiem Bier sofort nach dem Laufen passiert das nicht.

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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 29 Jun 2014 15:39 
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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 30 Jun 2014 20:38 
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"36° und es wird noch heißer..."

Das war mein Ohrwurm beim Rothsee-Triathlon 2010. Lang ist es her, viel seither passiert. Damals war es heiß, sonnig, ein traumhafter Tag.

4 Jahre später war zwar die Zeit vorher teils recht heiß, aber wenige Tage vorm Wettkampf änderte sich die Wetterlage auf regnerisch bis sehr regnerisch.

Da im Gegensatz zu 2010 ich dieses Jahr natürlich auch wieder als Staffelläuferin an den Start gehen wollte, mußten die Vorbereitungen intensiviert werden: Am Donnerstag vorm Wettkampf wurde also erstmal wasserfeste Wimperntusche gekauft.

Am Samstag begann es zu regnen, teils auch richtig heftig zu schütten. Zum Glück wurde es nicht wirklich kalt. Auch am Sonntag war das Aufwachen ohne Regen nur von kurzer Freude gekrönt, da schon die nächsten Schauer warteten.

Zum Frühstück gab es Weizenvollkornbrötchen mit Nutella. Für Reis war die Strecke zu kurz hab ich befunden.

Zum Glück war manche der Messeanbieter so großzügig uns lange in ihren Pavillions zu beherbergen, sonst wäre die Zeit zwischen 8 und 10 Uhr schon sehr lange und naß geworden.

Punkt 10:05 Uhr ging Frank an den Start und hüpfte ins Wasser. Nach gut 27 min flitzte er schon wieder durch die Wechselzone und suchte Dieter. Den er auch irgendwann fand und ihn auf die Radstrecke schickte. Da Dieters Vorbereitung auf den Wettkampf eher unterdurchschnittlich war, er jedoch auch nicht von seiner Startzusage zurücktreten wollte, wurde meine Geduld und Leidensfähigkeit auf eine harte Probe gestellt.

Während der Wartezeit ging ich zum Auto, zog mich in aller Seelenruhe um, machte mein zweiten Frühstück, bummelt wieder zur Wechselzone, sortierte meinen ganzen Kram dreimal um, ließ mir von einem Kampfrichter irgendwelches Zeug aufs Bein malen, ratschte mit meiner Mutter, die gegen 11:50 Uhr los rannte, da Peter ins Radziel kam und wartete dann so vor mich hin.

Und wartete weiter vor mich hin.

Dann kam Frank, der Maja im Ziel in Empfang genommen hatte und wartete auch mit mir vor sich hin. Genauso wie Axel (Muttern Schwimmer) und Peter.

Damit konnte ich mit meinem Gezeter nicht nur wildfremde Menschen unterhalten.

Meine Mutter ging auf die zweite Runde, während ich zeternd und irgendwann auch frierend weiter wartete.

Ich hätte auch noch ein drittes Frühstück machen können, mir die Zehennägel lackieren und mal wieder eine Dauerwelle legen lassen können.

Aus purer Langeweile lutschte ich ein ganzes Dextrogel leer.

Von den anfangs 120 wartenden Läufern waren es am Ende noch 2, als ich eigentlich nur noch zwischen frustriert, wütend und ironisch hin und her wechselnd auf Dieter wartete. Bevor 2 Stunden herum waren kam er in die Wechselzone. Was er unterwegs gemacht hat weiß ich nicht. Ich glaub ich will es auch gar nicht wissen. Er war unverletzt, also kann er keinen Unfall gehabt haben.

Natürlich ist ein Dieter der alle ist und ich mit entsprechendem Frust keine gut Kombi bei der Transponderübergabe, so daß das auch noch schief ging und ich nochmal umdrehen mußte, da ich das Ding verloren hatte.

Ich rannte los... im Kopf eigentlich nur zwei Dinge: meinen Wunsch einen guten Wettkampf zu haben, eine gute Zeit zu erreichen und Spaß zu haben - und gleichzeitig den Frust zu wissen, ich laufe um einen der letzten Plätze egal wie ich mich reinhänge und werde sicher in der zweiten Runde nahezu allein unterwegs sein.

Ich bin viel zu schnell los, nach weniger als einem Kilometer merkte ich wie mir heiß wurde, ich hörbar atmete und ich merkte, so wird das nichts. Also Tempo rausgenommen, mich konzentriert und hab schnell in eine gute Geschwindigkeit gefunden. Da ich in dem Startchaos mit der runtastic nicht klar kam, gibt es leider keine Kilometerzeiten. Nach gut 3 km war mir übel, aber ich hab das Gefühl wegdenken können. Nach ca. 4 km kam ein heftiger Schauer, aber auch das ging gut - ich hab noch nicht mal gemerkt, wie es aufgehört hat zu regnen. Walchsee war schlimmer. Ich wanderte geplant und konzentriert Teile des letzten Berges, lief ansonsten durch. Mein Kopf funktionierte bestens: Ich hab mir auch auf der zweiten Runde, die ich quasi komplett allein lief alle möglichen schöne Wettkampfsituationen visualisiert um mein Tempo zu halten und nicht ins Bummeln zu kommen.

Dazwischen führte ich im Kopf das eine oder andere Zwiegespräch und konnte es damit den Menschen real ersparen, da ich ja alles weglaufen konnte. Ein Traubenzucker und der Gedanke an Thorsten mit dem Spruch "jetzt geht es ums Überleben", ein Gedanke an Flo bei der zweiten Wanderung, ein Gedanke an Frank bei dem Zeug, das ich morgens zusammengerührt habe und konsequent in mich rein schüttete und dabei vermutlich mehr Kalorien zu mir genommen als ich verbraucht habe... und ich trabte Meter für Meter, Kilometer für Kilometer ins Ziel.

Auf dem letzten geraden Stück sah ich Frank - der sich in dem Moment wo er mich sah umdreht und weglief. Das machte mir erstmal Sorgen, doch als ich um die Ecke bog erkannte ich den Grund: Dieter wartete weiter vorn um mit mir ins Ziel zu laufen. Also schnappte ich meine Herren und wir rannten ins Ziel. Meine Mutter, Axel, Peter, Maja - alle waren da.

Im Ziel nur kurzes Husten, Umziehen, ein Finisher-Nachthemd in Empfang nehmen, noch kurz in die Endversorgung, wo es auch dieses Jahr wieder nur Obst und Kuchen gab und nichts bekanntes, so daß ich wieder danach den Bratwurststand übefallen mußte und das wars.

Ich war glücklich, weil es sich gut anfühlte. Aber ich wußte keine Zeit.

Der Glücksschrei und die Tränchen kamen damit erst beim Blick auf die Ergebnisliste.

Die war noch vorläufig - wir auf dem letzten Platz - aber ich mit 1:01:36. Gesamt 3:28:00. Später wurde noch korrigiert: drei weitere Staffeln kamen noch nach uns ins Ziel.

"Raus aus dem Regen, der Sonne entgegen..." - waren die ersten Liedzeilen, die ich im Ziel hörte. Ja, das war es wohl. Ich kam raus aus dem Regen, tatsächlich und übertragen. Ich denke ich mache ein paar Dinge richtig, sonst würde es sich momentan nicht so gut entwickeln. 11 Minuten schneller als im letzten Jahr. Auch wenn ich für wirklich gute Zeiten noch viel Training brauchen werde. Vielleicht wird es auch nie was, aber das was ich gerade mache, macht Spaß.

Dieter meinte in den letzten Wochen immer, wenn ich nach Trainingszustand und -fortschritt frage "wir sind doch eine Spaß-Staffel". Wir haben darunter vielleicht was anderes verstanden. Ich hatte Spaß - weil ich trainiert war und für mich viel herausholen konnte. Aber ich hätte noch mehr Spaß gehabt, wenn ich auch auf den zweiten 5 km einen richtigen Wettkampf gehabt hätte. So lief ich im Wettkampf allein - das mach ich selbst im Training nur selten und ungern. Ich weiß nicht, was gegangen wäre, wenn ich noch mehr Anreize auf der Strecke gehabt hätte, jemanden zum zusammen laufen, jemanden zum Überholen oder jemanden, von dem ich nicht überholt werden möchte. Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren. Meine Erfahrungen aus den letzten Läufen zeigt mir, daß ich auf den letzten Kilometern nochmal deutlich mehr rausholen kann, wenn ich Menschen um mich habe.

Es war schön für mich einen Teil meiner Triathlonfamilie bei mir gehabt zu haben. Mir geht es auch heute einen Tag später gut. Meine Zeit kann ich noch nicht richtig glauben... und ich frag mich schon ob ich die Stunden knacken könnte und wo...

"Atemlos durch die Nacht..." ohne dieses Lied geht es dieses Jahr wohl nicht. Es lief, als ich aus der Endversorgung herausging. Ich bin gespannt, wann ich es das nächste Mal höre oder wo ich das nächste mal "atemlos" sein werde.

Ich bin froh um alle, die gestern bei mir waren. Gestern abend hatte ich meinen Nachwettkampfkater. Wie immer, wenn es still wird nach so einem tollen Wochenende.

Die erste Mail, die auf dem Handy ankam, als ich im Ziel drauf schaute war die Werbung für einen Lauf im Oktober. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, daß ich an einem Start stand. Und für Rothsee 2015 hoffe ich auf zwei liebe Menschen, die mit mir Spaß bei einem tollen Wettkampf haben wollen.

Ach ja: die Wimperntusche hat gehalten. Alles war gut.

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06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 30 Jun 2014 21:54 
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Das Raubfisch-Emu
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Sehr schöner Bericht Anja !

Super gelaufen, toll :daumen und die Stunde knackst du bestimmt schon bald :beer


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 03 Sep 2014 18:48 
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HM: 2:18:51 - PB beim Challenge Walchsee-Kaiserwinkl

oder meine erster Aquajogging-Halbmarathon.

Lange laufen oder an den Walchsee fahren? Gut, daß man beides auch verbinden kann!

Also am Samstag früh ins Auto und ab in den Süden. Leider nicht der Sonne hinterher, sondern dem Regen entgegen. Kurz nach dem Grenzübergang in Niederndorf ging das Regnen los. Nur deswegen kam es zu einem längeren Aufenthalt auf der Messe und dem Besuch der Wettkampfbesprechung.

Später wurde es zum Glück nochmal trocken, so daß man sogar beim Praschberger draußen sitzen konnte. Leider waren die Stühle naß... :dead

Auf der Nudelparty erinnerte ich mich an das Desaster vom letzten Jahr: alle Nudelsoßen und auch die Salatsoße mit Knoblauch. Also gab es trockenen Nudeln und ein Schälchen Kaiserschmarrn.

Am nächsten morgen alles trocken. Straßen trocken und das Wasser, das von oben vom Balkon tropfte kam aus den Blumenkübeln. Alles gut, der Tag kann kommen.

Am Schwimmstart dann meine Staffelkollegen Peter und Andi getroffen und Peter, Celine und Luis aus der "Mitbewerberstaffel".

Die beiden Schwimmer in ihre gut sitzenden Neos gepackt, alle losgeschickt, zur T2 gewandert, gewartet. Brav kamen beide gleichzeitig aus dem Wasser, so daß man danach auch wieder zusammen verschwinden konnte.

Ein wenig erinnerte es mich an unsere Doppelstaffel vom Rothsee: irgendwie sind alle für alle da und alle kümmern sich und leiden und freuen sich miteinander. Schön so. Familientreffen am See.

Danach ging ich zurück ins Hotel um meine Sachen zu holen. Immer noch trocken, kein Regen in Sicht. Zumindest bis ich im Hotel war.

Zwischen Eingangstür und meinem Zimmer im ersten Stock hat jemand die Schleusen geöffnet und die Notschleusung kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Wasser schwappte bis zum geht-nicht-mehr aus dem Himmel auf den armen Kaiserwinkl und schwemmte unsere Radler quasi über die Strecke.

Und mich aus meinem Hotel direkt zu Peter und Sonja in die Ferienwohnung. Wo ich quasi nur unter Gezeter damit einverstanden war mich irgendwann umzuziehen und der Satz:

"The miracle isn´t that I finished, the miracle is I had the courage to start." gewann von Schritt zu Schritt an Bedeutung.

Ich wollte nicht raus.
Ich wollte nicht im Regen herumlaufen.
Ich wollte nicht naß werden.
Ich wollte einfach nicht.
Gar nicht.
Nicht ein bißchen.

Aber Peter meinte es ist ihm egal wie ich es mache, aber er will ein Shirt und eine Medaille und Andi wohl auch, der grad da draußen in dem Sauwetter herumradelt.

Also hab ich irgendwann angefangen mich umzuziehen.

Sonja und Peter haben mit einer wahnsinnigen Gleichmut meine Hektik und meine Planlosigkeit, mein An-, Aus- und Umziehen ertragen und mir die Ruhe gegeben, die ich brauchte.

Irgendwann bin ich dann auch raus.

Andi kam in einer super Zeit - und viel früher als erwartet ins Ziel, so daß ich gar nicht alles ausziehen konnte, was ich an wärmenden Dingen trug und Peter nur noch schnell meine Regenjacke zu warf und los rannte.

Und es lief. Super. Die Beine wollten. Mein Kopf auch. Alles prima. Mich irritierten die Kilometerzeiten. Ich glaub ich bin zu schnell. Viel zu schnell. Aber die Beine liefen einfach.

Naja, nach 10 km hatten sie dann erstmal genug und meinten, wir könnten jetzt auch langsamer weiter machen. Ich unterhielt mich ein wenig mit Ihnen, aber sie bestanden darauf, daß es so nicht weitergehen konnte.

Also einigten wir uns auf ein mittleres Tempo mit kleinen Gehpausen an den Verpflegungsstellen (Cola in der Nase ist nämlich doof fand meine Nase) oder an manchen Bergpassagen.

I follow rivers

Es lief gut, ich hatte Spaß, hab mir einen Wolf gerechnet, weil die Kilometerschilder so krumme Zahlen hatten und dazwischen ein wenig vor mich hin gesungen. Innerlich - stand ja überall was von Naturschutz und Erholungsgebiet, da wollte ich nicht stören. Irgendwann regnete es weniger, aber die Freude war kurz, der Regen wurde auch wieder mehr. Irgendwann platschte ich ich eine Pfütze, auf den Bergaufstrecken kam mir das Wasser in einer Spurrinne entgegen und eine kleinen Wiesenstück wurde zur Schlammpassage.

Beim Zieleinlauf hatte - im Gegensatz zum letzten Jahr - der Himmel ein einsehen und es schwappte gerade nix über. Meine zwei Staffelherren warteten auf mich, nahmen mich an den Händen und wir liefen zusammen ins Ziel.

Leider ist Andi dabei gestürzt und hat sich, wie sich jetzt herausstellte wirklich böse den Oberschenkel verletzt. Daß er selbst mit diesen Schmerzen noch lachend bei mir stand und sich über unseren Tag freute kann ich nur bewundern.

Im Ziel dann Peter und Celine (die natürlich vor mir da war) und Felix. Gemeinsam gefreut, gelacht, geplaudert. Medaille und Shirt mit grandiosem Fehldruck abgeholt und ins Zielzelt.

Die Endversorgung war für mich genauso enttäuschend wie im letzten Jahr. Zumindest die offizielle.

Die inoffizielle bestand an diesem Tag aus selbst eingepackten salzigen Keksen, einem Teller Gemüsebrühe mit Reis von Peter und Sonja und am Ende ein wunderbares Abendessen mit gebackenem Schinken und Bratkartoffeln und einem traumhaften Riesling bei Peter und Celine.

Es war mal wieder eine Regenschlacht am Walchsee.
Er war ein kleines feines Familientreffen.
Er war ein bißchen Flucht vom Alltag und Urlaub für ein paar Stunden.

Es war eine gute Idee gefahren zu sein und eine noch bessere auch gelaufen zu sein.

Die Zeit war klasse, meine Beine und mein Kopf da.
Und die Zeit zeigt mir, daß mein Training und meine Gewichtsabnahme nicht umsonst war.

Natürlich hielt das Hoch nicht lange an - aber auch das bin ich ja gewohnt.

Heute war ich das erste mal wieder laufen. Langsam - aber mit vielen schönen Erinnerungen an den vergangen Sonntag und guten Gedanken für den nächsten langen Lauf und Ideen was ich anders und noch besser machen könnte.

Danke Peter, daß Du keinen Einzelstart machen wolltest. :kuss

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06.05.2012 Caldera Blanca
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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 03 Sep 2014 19:11 
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Eiermann U5 Emu
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Juhu, ich brauche mir keine Wettkampfgeschichten mehr aus den Fingern saugen. :bse
Du machst sowas viel besser. :kuss

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Wennst was machst, mach's gern. Machen mußt 'es eh!
(Dem Fritz Engelhardt seine Mutter)


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 03 Sep 2014 20:33 
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Spaziergänger-Emu

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Super! :applaus


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 04 Sep 2014 10:26 
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Das Lanza-Emu
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cool, prima gemacht, herzlichen Glückwunsch.

Und jetzt bitte schön dranbleiben. :daumen


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 04 Sep 2014 11:05 
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Hawaii Emu
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Schöner Bericht und Gratulation zur PB.

Letztes Jahr kamst du nachher in die Schweiz. Diese Woche wäre perfekt gewesen. Im Wallis war es meist wolkenlos.

Felix

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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 04 Sep 2014 20:28 
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S(up)portlerin
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felix__w hat geschrieben:
Schöner Bericht und Gratulation zur PB.

Letztes Jahr kamst du nachher in die Schweiz. Diese Woche wäre prefekt gewesen. Im Wallis war es meist wolkenlos.

Felix


Ja, den Gedanken hatte ich auch. Leider sitze ich diese Woche statt dessen im Büro. Wird wohl dieses Jahr keinen Schweiz-Urlaub geben. :cry:

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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 14 Okt 2014 02:26 
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Anja hat Marathon – Ein Drama in 1 ½ Akten.

Rückblick – was bisher geschah:

Wenn 10 gehen, dann geht auch ein Halbmarathon.
Wenn ein Halbmarathon geht, geht auch ein Marathon. Oder?

Und mal eben seinen Namen auf so eine Meldeseite eintippen, wo eh Losverfahren besteht ist ja total unkompliziert. Dann wird frau ausgelost. Ups. Dann kann frau ja kaum die Anmeldefrist verstreichen lassen. Und dann steht plötzlich ein Datum im Kalender: 28.09.2014

Das Training läuft so dahin, der Winter ist mild, am 06.01. läutet man das Sportjahr mit einem Dreikönigslauf ein. Dann der eine oder andere Durchhänger – aber da ja bekannt ist, daß Wettkampfziele zum Training motivieren, gibt es im April den 10er am Flughaben BER und im Mai den 25er in Berlin. Paß. Läuft. Alles super. Am Rothsee wurde mir das klar, was ich eigentlich seit Jahren weiß: Ich brauch Menschen um mich, ich brauch Publikum, ich will Spaß haben.

Nach dem Challenge begannen die berühmten letzten 10 Wochen. Steffny war mein treuer Begleiter. Nix passte zu meinem Leben. Ich trainierte was ging, jede Woche einen längeren bis langen lauf, 2 – 3 kürzere Läufe. Meist nur 2. Hin und wieder etwas Radfahren. Ende August Walchsee. Höhenflug. Alles gut. Danach das übliche Nachwettkampftief. Ich wollte nicht mehr trainieren. Aber ich musste. Noch vier Wochen. Lange Läufe. Der 30er. Dazwischen versuchen schneller zu laufen. Gleichmäßer. Am Essen herumprobieren. Was am Abend zuvor, was morgen, was zwischendurch, was danach? Was anziehen? Was wie mitnehmen? Ich wollte alles richtig machen. Ich wollte alles perfekt machen. Ich war mir sicher ich kann es, ich wüsste nicht was ich noch hätte machen können außer mehr Einheiten trainieren. Aber gut – dann wandere ich halt am Ende. Ich kann super wandern. Bis ins Ziel.


1. Akt: Generalprobe?!

4 Tage Urlaub Ende September. Entspannt anreisen. Wettkampf, Entspannt heimreisen.

So war der Plan.

Am 25.09. schon frei um den Streß der Arbeit ablegen zu können.
Am 26.09. nach Berlin.
Am 27.09. nur bekanntes Essen und trinken, keine Experimente.
Am 28.09. mein erster Marathonstart. Der 41. Berlin-Marathon und ich bin dabei.

Alles perfekt durchorganisiert. Wann ich aufstehe, wann ich was frühstücke, was ich anziehe, was ich einpacke, wann ich losgehe.

Ich lackierte mir die Nägel frisch, ich schminke mich. Schließlich wollte ich fein für den Ausflug durch die Stadt sein. Toller Tag. Mir tropfte vermutlich das Adrenalin aus den Ohren, aber ich fands nur noch toll.

Gut ich hatte das ganze Wochenende meine Eltern dabei, da meine Mutter bei ihrem zweiten Marathon mit mir starten wollte, aber es lief recht gut.

Mit vielen guten Wünschen versorgt ging ich in den Startbereich, meine Mutter neben mir. Wir beide gut gelaunt, Vorfreude auf meinen ersten Marathon.

Es lief super. Nach 2,5 km meine Jacke abgegeben, mehrfach meine Freundin Sandra an der Strecke gesehen. Sightseeing, Musik, Spaß. Es lief einfach. Schritt für Schritt dem Ziel entgegen. Km 5, 10, 15, 20… Schon Halbmarathon! Der frohe Gedanke, daß die Hälfte schon geschafft ist. Gels und Cola mit meinen selbst gemischten Zusätzen dabei. Alles wunderbar! ALLES wunderbar?

Da merkte ich wie es mir irgendwie komisch wurde. Die Energie kam nicht an, ich wollte ein wenig langsamer laufen. Gehen. Anlehnen. Da eine Straßenlampe. Ich will mich nur kurz anlehnen, weil mir so schwindelig wurde. Hinsetzen. Jetzt sofort. Ich saß am Boden. Dann kam eine Sanitäterin, kramte in ihrem Rucksack. Sie hatte Wasser und Kaffee-Mix-Getränke mit. Ich nahm einen Schluck Wasser. Sie meinte der Zucker und das Koffein im Kaffee würde mich wieder aufputschen. Also davon getrunken. Versucht aufzustehen. Mir wird schwarz vor Augen. Wieder hingesetzt. Wieder hoch. Wieder schwarz. Wieder gesetzt. Langsamer hoch. Gewartet. Wieder losgelaufen. Es ging. Langsamer, aber es ging. Plötzlich wieder das Bedürfnis zu wandern. Zu gehen. Ganz langsam. Hinsetzen. Suchend schau ich um mich. Leichte Panik kommt hoch. Ich hab Magenschmerzen, mir wird schwindelig. Ich setze mich an den Straßenrand. Es kamen zwei Ärzte. Sie suchten meinen Puls, hatten aber keine Uhr mit um ihn zu zählen. Sie hatten kein Blutdruckmeßgerät aber einen Devi. SO schlimm war es nun doch nicht. Einige Diskussionen zu aufhören vs. weiterlaufen. Zwei Versuche Aufzustehen scheiterten. Mir wurde sofort schwindelig und ich setzte mich wieder hin. Ich hab dann meine Mutter davon überzeugt allein weiter zu laufen, ich gehe, wenn es mir besser geht zur U-Bahn und fahre damit nach Hause. Sie war weg, ich saß noch da. Aber es wurde nicht besser. Ich fühlte mich einfach nicht nach „zur U-Bahn gehen“. Als der nächste Versuche aufzustehen und zu gehen auch scheiterte, entschieden die Ärzte mich in die Klinik bringen zu lassen. So kam es dann auch. Ich saß am Straßenrand, wartete auf den Sanka, dann ins Krankenhaus. Ich hatte zum Glück mein Handy, so daß ich alle an der Strecke und die Leute zu Hause am Rechner informieren konnte.

Frank war mittlerweile im Ziel und er und Sandra kamen zu mir ins Krankenhaus und holten mich ab.

Ich war wie in Watte. DAS war mein erster Marathon? So endet mein Berlin-Marathon? Den ich so visualisiert hatte? Wo ich die Strecke kannte, wo ich wusste auf was ich mich freue, wo ich allein beim Gedanken an den Zieleinlauf Tränen in den Augen hatte?

Das war nur ein ½ Akt. So kann es nicht aufhören.

Am Sonntag noch wahnsinnig gefroren, keinen Hunger gehabt – alles war doof. Spät abends saß ich vorm Rechner und haben Marathon-Kalender gewälzt.

Liebe Menschen schrieben mir „Komm zu uns nach München, bekommst professionelle Betreuung“, „ Noch ein Versuch? Du kannst ja mehr als Du heute gezeigt hast“ oder „was meinst Du zu Frankfurt… noch mal ne Chance und heute nur Training“, „ich hab eine Startplatz für Dich“. Ich wusste aber nicht was ich will.

Gleich anmelden und einfach weitertrainieren?
Pause wie geplant für einige Wochen und im nächsten Jahr ein Frühjahrsmarathon? Nie mehr Wettkämpfe? Aber dann war das ganze Training, die ganze Arbeit in diesem Jahr umsonst.
Oder doch nicht? Hab ich es doch nicht drauf? Hab ich gedacht ich kann Marathon laufen und bin einfach doch zu schlecht trainiert, war es Jahre zu früh, hab ich mich völlig in die Illusion verstiegen ich könnte sowas?
Ich war so froh, daß nur wenige wussten, daß ich am Start war. Ich war frustriert, traurig, depressiv. Ich lief weiter, weil ich den Rhythmus drin hatte. Ich wurde 4 Tage später krank. Halsschmerzen, Schnupfen. Ich fühlte mich furchtbar. Nicht wegen der Erkältung, aber weil das alles schief ging. Woher kam das? Was war passiert? Warum hat mich mein Körper so im Stich gelassen?

Liebe aufmunternde Telefonate. Das Beste war mit Michael. Ich hab mich selten so verstanden gefühlt. Nachrichten auf allen möglichen Wegen. Aber ich kam kaum raus aus dem Tief. Ich hatte versagt und ich wusste nicht warum. Das war das schlimmer für mich. Ich wusste nicht was ich anders, besser machen könnte.

Am 12.10. München Marathon.
Am 26.10. Frankfurt Marathon.

Beide haben vor und Nachteile.

Die Entscheidung fiel vor allem aus zwei Gründen für München: die räumliche Nähe und daß ich dann nur noch zwei Wochen laufen muß, bis ich Pause machen darf. Ein ganzes Jahr war auf 28.09. ausgerichtet. Und jetzt konnte ich nicht ewig so weitermachen.

Eine Freundin besorgte mir einen Blitztermin beim Internisten. EKG. Herzultraschall. Alles ok. Wettkampffreigabe! Vielleicht wars der Infekt, der schon drin steckte. Oder irgendwas anderes. Mein Körper wollte nicht mehr, also war das ein Zeichen. Punkt. Nix dramatisches meinte er, solange das Herz ok ist.

Hier bei den Emus mein Tief ausgelebt. Meine Zweifel. Meine Unsicherheit. Soviel Zuspruch erhalten. Aber auch wieder neue Zweifel in meinem Kopf. Sinnfragen. Samstag das Posting von Cruiser. Keep on running. Mit Peter Kontakt aufgenommen. Ausgetauscht. Mich wahnsinnig gemacht. Ihn auch. Komm her, wir kriegen das hin. Meinte er. Ich hab ihm vertraut. Er versprach mir auch Nutella. Das hat mich überzeugt.


2. Akt: Keep on running!

Also bin ich am 11.10. mittags los. Nochmals gezweifelt ob ich fahren sollte. Aber gefahren. Ich zieh das jetzt durch. Anmeldung, Messe, zu Peter und Celine fahren.

Es war die seltsamste Hawaii-Nacht seit Jahren. Ich wurde liebevoll umsorgt, Peter jubelte mir trotz meines Wunsches nach alkoholfreiem Bier eines mit unter, das ich jedoch erst recht spät merkte. Auch egal. Die Nudeln waren lecker, die Gespräche gut. Das Bier auch. Ich ging irgendwann ins Bett weil Peter meinte, das wäre wichtig.

Sonntag früh. Aufstehen, anziehen, Sachen packen. Ich bin ziemlich nervös. Kaffee und Nutellabrot. Andererseits fehlt dieser Plan im Kopf wie ich ihn vor Berlin hatte. Nix visualisiert. Nur immer am Punkt „nicht panisch werden vor km 23“ gearbeitet.

Peter brachte mich zum Start, dort meine Eltern getroffen und – Frank! Neben meinem Rundumsorglospaket hatte ich jetzt auch noch meinen Special-Streckensupport, der mich ja schon über den 25er gebracht hat.

Alles gut. Alles gut! Alles gut? Ja. Mehr geht nicht. Welch eine Überraschung.

Peter hat uns fröhlich plaudernd zum Start gebracht und erklärt er lässt mich jetzt erstmal nicht allein. Gab wohl einfach noch mehr zu erzählen. Peter plauderte, Peter rannte um mich herum, machte Photos (die ich später bei FB wieder fand) und war bester Dinge. Ich weiß nicht, ob mich das ruhiger machte oder fokussierter auf das Rennen – aber es lenkte mich komplett ab. Ich überlegte, wem ich jetzt alles erzählt habe, daß ich starte. Es war so kurzfristig. Eigentlich hätten es von Anfang an einige Menschen mehr verdient gehabt davon zu wissen. Weil sie sicher mit mir mitgefiebert und auch mitgelitten hätten. Andererseits – so ist es jetzt. Ich laufe – jetzt kann ich eh niemanden mehr Bescheid sagen. Nils, die Maus, Crema, Wagnerli, Maultäschle – ich hätte es ihnen allen sagen können.

Bei km 3 meinte Peter das wäre jetzt Quatsch rauszugehen, er bleibt bis km 5. Kurz vor km 5 schwor mich Peter auf die km im Englischen Garten ein. Genießen. Abschalten. Einfach laufen. Kein Gedanke an Marathon. Alles gut. Mit einem letzten Tschakaaa!!! wurde ich verabschiedet. Und trabte weiter.

Der Weg in und durch den Englischen Garten war für mich durch frühere Läufe vertraut. Schön hier. Einfach laufen, weil es schön ist. Bäume, Büsche,… BÜSCHE! Meine Blase sprach eh schon mit mir und meldete Ansprüche an, so dachte ich, daß neben dem Tiergarten in Berlin auch der Englische Garten ein Recht auf Düngung hatte.

Wir hatten uns beim 5 Stunden-Ballon einsortiert. Ja, sowas gab es! Mit einer großen Menge anderer Läufer. Schön. Trotzdem immer wieder der Blick auf die Uhr, die Kilometerschilder. Rechnen. Nochmal rechnen. Tick zu schnell. Frank signalisierte mir ein „mach langsamer“. Ich nickte und machte langsamer.

Zwischendurch angefangen mich zu ernähren. Cola ohne Zusätze, Dextro Gels. In einer guten Mischung aus Plan und Gefühl. Die Läufer um mich herum blieb mein Team natürlich nicht verborgen und ich wurde beneidet und bewundert für mein Top Team. Ja klar – ich hatte die besten. Was jahrelang anders herum trainiert und eingespielt war, funktioniert auch dann, wenn ich auf der Strecke bin. Tschakaaa!!! Geht’s mir hier gut!

Meine Gedanken fingen an spazieren zu gehen. Wo wäre ich bei diesem km zu Hause? Wo war ich bei diesem km in Berlin? Da war Peter schon wieder da. Heißt schon km 15. Und ich zum Glück ungeknipst das zweite Mal raus aus dem Gebüsch Puh, Glück gehabt. Kein „mit xy im Gebüsch im Englischen Garten“ auf FB!

Ich fing an mit den Menschen um mich herum zu plaudern, weil es für mich so entspannt war. Langsamer unterwegs als in Berlin. Aber immer noch sub 5. Aber meine Mutter war heute unkommunikativ, da es ihr nicht gut ging. Hoffentlich wird das nicht noch zum Problem… Gedanken wegschieben. Bei km 18 Gevatter Tod überholt. Paßt. Das Wetter ist super, ausreichend Wasserstellen um mich ausgiebig runter zu kühlen. Ausreichend Frank und Peter, daß ich genug zu essen und zu trinken habe. Kann man bei einem Marathon eigentlich zunehmen, wenn man soviel futtert. Egal. Was zählt die Waage. Aber geht das nun? Ok, ein neuer Gedanke, der mich eine Weile beschäftige.

Ups, da stand schon Celine! Also schon über 20 km. Fast die Hälfte. Halbmarathon. Die Hälfte! Alles wunderbar? Wirklich? Sicher? Nicht wieder Schwindel? Wird es nicht wieder dunkel? Da am Rand vom Gesichtfeld? Vielleicht doch? Ich merkte was in meinem Kopf passierte und dachte an die offene Blase auf der zweiten Zehe links. Die hab ich mir auf der Messe geholt. Aua, die tat echt weh. Mensch ich hätte da doch das Blasenpflaster drauf machen sollen. So ein Ärger, eingepackt war es doch. Puh, Kurve gekriegt. Natürlich blieb es heute hell. Ich trinke nichts Fremdes, nichts mit Zusätzen, ich trinke mehr, ich hab Cola ohne Ende ich bin top begleitet. Alles wunderbar! Tschakaaa!!!

An einer Verpflegungsstelle (was ich hier alles deutlich entspannter fand als in Berlin) sah ich plötzlich Andi, meinen Radler vom Walchsee mit einem Wasserbecher stehen. Ich schrie ihn an, riß ihm die Becher aus der Hand, fiel ihm um den Hals - und rannte weiter. Welch eine witzige Begebenheit, daß ich hier jemanden an der Strecke finde, den ich kenne! Meine Gedanken wanderte zu früheren Veranstaltungen, wo ich an der Strecke stand. Bei meinem ersten Mal Zuschauen in Frankfurt umarmte mich Thomas Heubach, der nicht damit rechnete, daß ich da stand. Auf Lanza verbeugte sich mein Lieblingsjapaner Manabu Ueda vor mir, als er mich gegen 21:30 Uhr an der Strecke erkannte. Dieses Jahr in Roth Felix. Wen hab ich über die Jahre alles kennengelernt! Welche tolle Erlebnisse! Und die besten sind immer noch da. Da. DA! Frank rechts an der Strecke und mal links. Immer der wachsame Blick ob ich was brauche.

Ich treffe bei km 24 einen Läufer wieder, der am Anfang feststellte, daß ihm auffällt, daß mein Motivator wohl weg sei, weil es so still um uns ist und ob er auch eine Pizza bestellen kann, wenn ich „Gel, Orange“ bestellen kann. Geistig sehe ich schon Frank ins Papas Ape an der Strecke stehen. Also zum Läufer: ich wusste von ihm schon, daß es so rund sein 125. Marathon ist. Ich hielt ihn für den Routinier, der das alles mit Links läuft. Er beneidete mich um den Energieschub, den er bei Erststartern immer zum Ende erlebt. Erzählte mir seine Mentaltricks. Fand ich gut. Bei 25 an der Wasserstelle hab ich ihn verloren.

KM 28. Da wieder Peter! Mit einem „ich bin dann mal da und lauf dann mal wieder mit“ – mir recht – wird sicher lustig. Dann kam die Info, daß ihm Frank das Reden verboten hätte. Ich war irritiert. Warum das Reden verboten, ich hab mich jetzt schon ein wenig auf quatschen gefreut. Andererseits sagt Frank ja sowas nicht ohne Grund. Ja – es ging zulasten der Konzentration, wenn ich zuviel mit Peter quatschte.

Peter erzählte mir was davon, daß er der Mann mit der Peitsche wäre. Der Gedanke kreiste im Orbit meines marathon-endorphin-überschwemmten Gehirn. Ich fing an darüber nachzudenken, warum mir Ines letzten geraten hat Shades of Grey zu lesen. Oder nicht. Oder doch? Ich bekam die Geschichte nicht mehr zusammen. Sah Peter aber wie eine Mischung aus Zorro und einer männlichen Domina vor Augen. Irritiertender Gedanke. Wie hieß der Comic mit der Maus die Zorro spielte? Mir fällt es nicht ein. Da! Links! Werbung für ein Geschäft für Bekleidung. Irgendwas mit Domination? Spinnt mein Gehirn jetzt völlig? Ich schieb den Gedanken zurück ins Orbit. Ich lauf mal weiter.

Wie geht’s eigentlich meiner Mutter? Hm – ich glaub nicht so gut. Aber… mein Marathon… mein Lauf… ich will… ich will dieses verdammte Ziel… ich will die Medaille. Ich will die sub 5…

Km 32 Celine an der Strecke. Sie zieht sich gerade um, will ein Stück mit mir mitlaufen. Zu dem Zeitpunkt mache ich mit meiner Mutter regelmäßig kleinere Pausen. Ihr geht’s nicht gut. Aber sie allein lassen geht auch nicht. Mein Gehirn reagiert. Natürlich wäre es genial mit Celine eine Pacemaker zu haben, zu schauen was geht noch, auch mit ihr ein Stück der Strecke zu genießen – aber zu dritt wird das nichts. Also übergebe ich ihr meine Mutter und laufe los. Laufe. Laufe. Laufe! Ja, keine Verantwortung mehr, kein Blick nach rechts, ob ich nicht langsamer machen müßte. Aber auch niemand der mich bremst. Aber ist jetzt noch die Notwendigkeit zu bremsen? Jetzt ist die Zeit zu laufen! Noch 10 km. Wie Rothsee-Triathlon. Wie letzte Woche in Nürnberg. Nur ich darf langsamer laufen! Das ist ja prima und richtig was los!

Es ging in die Innenstadt. Wow. Publikum. Musik. Schwieriges Thema in München. Gibt nicht soviel und teilweise hat es was von Beerdigung. Ich such in der Musikbox meines Gehirns, aber es kommt nix. Na gut, dann halt ohne Musik. Marienplatz. Wow, was für eine Gebäude. Spinn ich? Kommen mir Tränen, weil ich über den Marienplatz laufe? Sollte ich vielleicht lieber an was anderes denken? Rechts das Lokal in dem ich 2007 im Betriebsausflug war. Was hab ich da gleich gegessen? Essen, trinken? Soviel zu sehen. Menschen, Autos, mitten drin der MANschaftsbus. Ich denke über die Leben der Menschen nach an denen ich vorbei laufe. Wie empfinden sie uns Läufer? Was denkt sich die alte Nonne? Was die zwei alten Zwillingsdamen? Was die Reisegruppe Japaner? Menschen in Cafés… Ein Martinshorn. Blaulicht. Keine negativen Gedanken! Mein Gott, ist München eine schöne Stadt! Tolle Gebäude, weite Plätze, Kirchen.

Ich sehe den 5er Ballon nicht mehr. Den muß ich irgendwo verloren haben. Vermutlich zwischen Verpflegung und mich um meine Mutter kümmern. Mist. Wo ist das Ding? Mein Gehirn kann gerade nicht mehr so ganz richtig rechnen. 33 x 7… 4:xx:xx : 33? Häh? Was lauf ich da eigentlich. Was für ein Kilometer? Nochmal von vorn… Frank! Meine Rechenhilfe muß ran. Er sagt ich bin knapp über 5, aber ich soll vorsichtig sein. Gute Idee. Lauf schneller aber lauf Dich nicht kaputt. Ich überlege was ich noch an Energie hab. Meinen Activator trau ich mir nicht trinken. Schade, für sowas war er eigentlich. Bzw. doch eigentlich für „es geht nix mehr“ – und so ist es ja nicht. Aus dem Lautsprechner kommt „Applaus, Applaus…“ das war für mich. Tränchen im Augenwinkel, ich fordere Unterstützung vom Publikum. Verd….. ich laufe um Euch zu unterhalten! Es funktioniert, ich werde ein Stück weiter Richtung Ziel geschoben!

Ich fange an den Ballon in weiter Ferne zu fixieren. Der orange Punkt da vorne… und dann versuchte ich vorsichtig anzuziehen. Zäh… wirklich näher kam ich nicht. Winkliger Kurs, teilweise sehe ich ihn nicht. Egal, näher kommen. Mein hörbarer Atem war mein Limiter. Es lief. Frank sagte mir meine Sekunden Rückstand auf den 5:00 Ballon an. Noch 20 Sekunden. Noch 15… das geht… Ungefähr KM 38. Das ist ja nicht mal mehr meine kleine Kanalrunde bis ins Ziel!

Mir fällt Carolin und Thorsten ein, die meinten ich könnte im nächsten Jahr nach Biel mitkommen. Bis dahin könnte ich auch Marathon laufen. War zu dem Zeitpunkt nicht vorstellbar. Anja kann Marathon? Nie und nimmer. Oder vielleicht doch?

Ich dachte an Peter, der mich morgens schon auf Überholen am Ende einschwor. Ich dachte an Frank, der mir geraten hat Windschatten zu suchen. Ich dachte an meine Beine, die brav ihren Dienst taten. Da tat nix weh. Äh… wenn ich so genau überlege tat eigentlich alles weh. Unfug. Gedanken fliegen zum Olympiastadion. Da darf ich bald einlaufen. Wo ist es eigentlich… Schwupps… Peter wieder an der Strecke. Schreit mich an. Freut sich für mich. Wieder ein Bild. Ich kannte seine Ankündigung, daß er es hochlädt, wenn es gut läuft. Ich freu mich. Ja, es läuft gut! Peter schickt mich mit einem Klaps auf den letzten Kilometer. KM 41. Der Mann mit der Peitsche. Mr. Grey. Ich bin zum Glück nur noch auf Ziel fixiert, der Gedanke flog auch weiter. Meine Mutter bei Celine – Haken dahinter. Die Menschen, die wissen, daß ich starte, haben jetzt ein Bild davon, wie es mir geht. Haken dahinter. Ziel in 1 km. Ich überhole nur noch. Ich will ins Ziel. ICH WILL DA JETZT EINLAUFEN. ICH WILL DIE MEDAILLE. Kann man jetzt noch umkippen? Unfug! ICH LAUFE JETZT MEINEN ERSTEN MARATHON INS ZIEL. MEINEN ERSTEN MARATHON. MARATHON. MARATHONTOR. LICHTER. MUSIK. STADIONRUNDE. ZIEL. ZIEL!!! Ich sehe die Bruttozeit und denke nur, wenn ich brutto unter der 5 bleibe, bin ich es netto auch. Angezogen. Zielsprint. Verd…. die Beine können immer noch. Das Münchener Kindl. Medaillenmädels im Dirndl. Willkommen in München. Willkommen im Ziel meines ersten Marathons. Im Stadion lief „An Tagen wie diesen…“ Die Tränen liefen. Eine Frau stand lächelnd an der Bande. Sie verstand mich. Ich heulte noch mehr. Jemand fragte mich ob ich einen Sani brauch. Nein, wozu? Ich heul doch nur. Es war so unbeschreiblich. Leider niemand von meinem Team auf der Tribüne zu erkennen. Handy rausgeholt. Das erste war ein Glückwunsch vorm Start, dann kamen die ersten Glückwünsche. Sandra, Ines, Carolin – alle freuten sich mit mir. Der 2. Akt ist vollendet. Jetzt ist es gut.

Nachwort:

Fast genauso verpflegt wie beim 25er. Ich hab mich nicht an die für km 20 angemischte Cola-Malto-Mischung herangetraut. Keine Experimente an der Strecke. Gut gekühlt – da man in München auch 6 Becher Wasser bekommt ohne weggeschoben zu werden. Immer gut gefühlt, jeden negativen Gedanken geschafft wegzuschieben. Mein Körper hat mitgespielt. Ich kann es. Das Gefühl in Berlin versagt zu haben hat sich gemildert. Zwei Starts. Ein Ziel. Es ist einfach nur schön.

Was Peter, Celine und Frank heute für mich gemacht haben war einfach großartig. Danke und nochmals Danke. Auch an Louisa die sich um mich sorgte, weil ich ja Marathon habe – und das für eine schlimme Krankheit hielt. Ist es vermutlich auch. Ich tippe auf unheilbar. Denn mein Körper sagt: es wäre noch länger gegangen. Aber man muß es ja nicht übertreiben. Vielleicht ja auch schneller. Dieses Jahr nicht. Aber es gibt ja noch so vieles was ich mal ausprobieren könnte.

Thorsten schrieb ich bin ein MU5. Ich glaub ich will einen neuen Benutzerrang.

Danke für die Glückwünsche in den letzten Tagen. Danke fürs Lesen. Es wurde ein wenig länger. Aber ich hab ja auch viel erlebt mit meinen 1,5 Marathons.

Die Nacht danach kaum 2 Stunden geschlafen. Man hätte bei mir diese kleinen Energiefläschen abfüllen können, die man aus den Computerspielen kennt.

Ich fühl mich immer noch super. Leichte Schmerzen in den Beinen. Auch 24 Stunden später kein zusätzlicher Muskelkater. Treppen gehe ich vorwärts runter. Ich überlege, wann ich das nächste Mal laufen gehe. Die Medaille ist in München wie ein Lebkuchenherz geformt. Ich würde sie am liebsten immer mit mir herumtragen. Aber das wichtigste trag ich im Herzen. Ich hab es geschafft! Ich kann Marathonlaufen! Und ich hab die besten Freunde der Welt.

_________________
06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 14 Okt 2014 16:28 
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grownup Emu

Registriert: 25 Nov 2013 15:33
Beiträge: 42
Liebe Anja,

wunderbar! Ich freue mich mit dir!

Viele Grüße
J.


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 Betreff des Beitrags: Re: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 19 Okt 2014 20:47 
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S(up)portlerin
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Registriert: 28 Jun 2004 12:00
Beiträge: 16165
Mittwoch Lust auf Laufen gehabt: Ging gut, das rechte Knie muckte leicht, aber es waren doch so rund 7 km, die gut und problemlos gingen. Das ekligste war eigentlich ein Wolkenbruch, der sich nur durch die Flucht unter eine Brücke ertragen ließ.

Gestern und heute jedoch jeweils nach weniger als 2 km nach einem massiven ekligen Stechen im Knie die Laufrunde abgebrochen.

Ich glaub ich mach jetzt doch mal Pause.

Ansonsten bin ich immer noch seelig, wenn ich an den Marathon vor einer Woche denke.

Ich bin froh, daß es ein paar Menschen gab, die einfach darauf vertrauten, daß ich es schaffen kann und mich so super durch den Tag begleitet haben. Ich mag mir die Depressionen gar nicht vorstellen, wenn die Saison mit einem Ausstieg geendet hätte.

_________________
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 Betreff des Beitrags: AW: An Tagen wie diesen... Anja wechselt die Perspektive!
BeitragVerfasst: 22 Okt 2014 21:36 
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grownup Emu

Registriert: 05 Mär 2013 14:46
Beiträge: 41
Toller Bericht Anja.
Meinen Glückwunsch zum 1. Marathon :P
Zwar etwas spät, aber ich bin ja nicht so oft hier :grin:
LG Ina

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