14. Tag, Freitag 06.04.07
Always look on the bright side of life. Unter diesem Motto sollte der heutige Tag stehen. Die Kamikaze-Gruppe wollte heute Morgen um 09:30 zum Küstenklassiker aufbrechen. Die Mörder-Gruppe und die halbwegs „normale“ Gruppe wollten um 10:00 aufbrechen und nur einen Teil der Küstenstrasse fahren. Ich entscheide mich für Guidos „normale“ Gruppe. Ein weiser Entschluss wie sich später herausstellen sollte, tacis, der eigentlich auf dem Rad stärker ist als ich, wurde in der Kamikaze-Gruppe gnadenlos versenkt. Der Plan war, die übliche Strecke nach Santa Maria, dann über Bunyola und den Col de Soller nach Soller, dann nach Valldemosse und evtl. über den Coll de Claret zurück. Soweit der Plan. Das Problem Santa Maria habe ich heute sehr elegant gelöst; ich habe ganz einfach, ganz laut, „always look on the bright side of life“ vor mich hingesungen habe. Tja, life´s a piece of shit, if you look at it. Das Wetter hat zunächst auch wunderbar mitgespielt. Es war relativ warm und fast windstill und die Sonne ließ sich blicken. Man konnte direkt die Ärmlinge mal wieder runterrollen. Beim Aufstieg auf den Coll de Soller fühle ich mich bärenstark und „fliege“ für meine, Systemgewicht bedingten, Verhältnisse fast die Serpentinen hoch. Ich kann den einen oder anderen einsammeln, was gut fürs Ego ist. Und dann passierst; ein ja 15jähriger Junge mit Streichholzbeinchen überholt mich ganz locker. Das tut weh. Ich muss unbedingt mein Systemgewicht optimieren. Und zwar nicht mit dem Rahmengewicht. Die Abfahrt nach Soller macht richtig Spaß. Die Strasse ist trocken und man kann es gut laufen lassen. Leider habe ich auf einmal einen BMW vor mir, der ziemlich um die Kurven schlich. Da es doch recht enge Serpentinen waren und es ziemlichen Gegenverkehr gab, habe ich mich nicht getraut, zu überholen. Irgendwie sind mir heile Knochen doch lieber als ein Geschwindigkeitsrekord. Wir erreichen Soller bei strahlendem Sonnenschein. Man kann den Puig Major in seiner ganzen Schönheit, wolkenfrei bewundern. Ich überlege kurz, ob ich nicht doch über den Puig fahren soll, bleibe dann aber bei der Gruppe. Die Küstenstrasse von Soller nach Valldemossa über Deja ist einfach herrlich zu fahren. Man kann wirklich spektakuläre Aussichten über die Buchten und über das Mehr genießen. Die Fincas, die hier im Berghang liegen und einen unverbaubaren Blick aufs Meer haben, dürften wohl keine Schnäpphen mehr sein. Das muss auch die Gegend sein, wo Michael Douglas und dieser Scientologen-Arsch ihre Fincas haben. Kurz vor Valldemossa verdunkelt sich der Himmel schlagartig und es fängt an zu regen. Verdammt, tacis muss in der Nähe sein. Wir stellen uns bei der Tankstelle in Valldemossa unter und treffen dort die Kamikaze-Gruppe und die Mörder-Gruppe. Nach ca. 10 min ist der Regenschauer auch schon vorbei. Wir entschließen uns, über Valldemosse und Esglaieta und Santa Maria wieder zurückzufahren. Eine gute Entscheidung; die Berge liegen mittlerweile wieder in dichten, schwarzen Wolken und nach Santa Maria fahren wir im strahlenden Sonnenschein dann nach Hause. Irgendwie fühle ich mich ein wenig verarscht, im Hotel angekommen ist schönstens Pool-Wetter; so hätte es doch auch die letzten 2 Wochen sein können. tacis ist schon vor mir da und ist ziemlich k.o. Nun ja, morgen ist Abreisetag, da wird die Sonne bestimmt vom Himmel knallen. Da wir ja erst um 19:00 am Hotel abgeholt werden, könnte man morgen durchaus noch ein paar Kilometer in der Sonne kurbeln. Mal sehen, wie ich das logistisch auf die Reihe bekomme. Trotz des schlechten Wetters ist die Bilanz eigentlich ganz ok; 1.520 km auf dem Rad, bei zum Teil recht unwirtlichen Bedingungen. Die mentale Härte wurde auf jeden Fall trainiert. Aber vielleicht ist ja am 01.07.07 Sturm und Hagel in Frankfurt; dann hätte sich die Vorbereitung ja gelohnt. Auf jeden Fall freue ich mich wieder auf zu Hause. Man merkt mittlerweile im Hotel den Wechsel der Gäste von den Radfahren und Triathleten zu den Standard-Touristen. Die Hintern werden signifikant breiter und der Anteil der verhaltensauffälligen Briten steigt. Der Club Pollentia ist als Standort für ein Trainingscamp ja ganz gut geeignet, aber hier Urlaub zu machen? Das muss nicht sein. Der nächste Ort ist ca. 3 km entfernt, der Club liegt an einer lauten Hauptstrasse und der Strand ist nur Kies und Schotter. Zwei Wochen all inclusive besoffen am Pool abhängen? Nicht wirklich. So, dann mal sehen, wie ich den Tag morgen sinnvoll verbringe; zu ca. 80 km wären schon nett.
Streckenführung:
Hotel Club Pollentia, Sa Pobla, Richtung Inca durch die Gärten an Sencelles vorbei, Santa Maria, Bunyola, Col de Soller, Soller, Deja, Valldemossa, Santa Maria, durch die Gärten zurück.
Bilanz für den vierzehnten Tag:
Rad: 167.17 km, 17°C, 1330 Hm, 06: 12:49, Ø=26.1 km/h, Ø=113 bpm, 3411 kcal
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